Gedankenwelten Zeitreisen

Jahr in G.: 2018

Fast hätte ich diesen Post nicht geschrieben. Dabei hat das Jahr in G. auf Felix’ Welt inzwischen Tradition. Mit Ausnahme von 2013 (keine Ahnung, was da war) habe ich seit 2012 immer Anfang Januar einen Blick zurück geworfen (2012201420152016, 2017). Dieses Jahr wollte ich das erst nicht tun. Wann immer ich über passende “G.” nachgedacht habe, sind mir zuerst lauter negative, traurige oder sogar wütende Wörter eingefallen. Die alle aufzuschreiben hätte kurzfristig vielleicht sogar eine kathartische Wirkung gehabt. Trotzdem widerstrebt es mir, das Jahr so zu beschließen.

2018 war kein einfaches Jahr. Es war das bisher schwierigste Jahr meines Lebens. Es gab einige schlimme und einige richtig schlimme Zeiten. Aber es gab eben auch viele schöne, teilweise wundervolle Erlebnisse, an die ich gerne zurückdenke. Weil ich glaube, dass (fast) jede Rückschau auch einen Blick nach vorne beinhaltet, der mindestens genauso wichtig ist, selbst wenn er nicht immer direkt mitformuliert wird, habe ich mich daher für ein Jahr in G. entschieden. Schon damit die schlechten Dinge den guten nicht die Show stehlen. Denn nur weil sich das Negative gerne in den Vordergrund drängt, sollte man das Positive nicht vernachlässigen. Hier also – mein Jahr 2018, natürlich in “G.”.

Gelesen:One book a week” habe ich den ersten Beitrag im März 2018 genannt. Dabei war genau das zu diesem Zeitpunkt gar nicht der Plan. Im Gegenteil: Angeregt von Facebook-Gründer Marc Zuckerberg, der sich im Vorjahr ein Buch pro Woche  zu lesen vorgenommen hatte, wollte ich mir einfach nur öfter und bewusster Zeit dafür nehmen. Das Ganze explizit ohne den Druck, ein Buch pro Woche durchbekommen zu müssen. Vielleicht war gerade das das Geheimnis. Am Ende des Jahres (ja, ok, an Neujahr) hatte ich tatsächlich 52 Bücher auf meiner Gelesen-Liste stehen. Eine Auswahl davon habe ich in fünf Posts veröffentlicht: One book a week III, IIIIV und V. Ob das dieses Jahr wieder so gut funktioniert? Ich bezweifle es. Aber ich habe eine gute Entschuldigung – nämlich mein liebstes “G.” in 2018:

Geboren: Meine Tochter. Es fühlt sich noch immer ungewohnt an, diese Worte zu schreiben. Ungewohnt, aber auch unheimlich toll. Meine Tochter wurde im Dezember 2018 geboren. Meine Tochter. Meine Tochter. Meine Tochter. Seitdem hält sie mich und ihre Mutter auf Trab. Ich denke nicht, dass sich das 2019 ändern wird. Derzeit öffnet sie zwar noch keine Schubladen, wirft selten etwas runter und Jungs bringt sie auch noch nicht mit nach Hause. Aber was nicht ist … Zum Lesen komme ich meist nur, wenn sie schläft. Das Lesen konkurriert dann allerdings mit so banalen Dingen wie dem Haushalt. Oder Einkaufen. Oder Sport. Oder selber Schlafen. Wenn die Kleine dann aber wieder wach wird und mich mit ihren großen, blauen Augen anguckt und, das kann sie inzwischen, lächelt, ist das alles vergessen. Ich kann dann gar nicht aufhören, sie anzugucken. Zudem muss ich an dieser Stelle einfach mal die Mutter meiner Tochter loben, die naturbedingt noch viel eingespannter ist als ich (ich kann nun einmal nicht stillen) und das ganz grandios meistert.

Gesungen (und getextet): Ich habe einen Ohrwurm. Es ist mein eigener Text. Ob die Melodie auch von mir ist, weiß ich nicht. Vermutlich habe ich auch die erfunden. Denn: Not macht erfinderisch. Und Not herrscht, wenn meine Kleine schreit, obwohl sie satt und trocken ist und auch sonst zufrieden sein müsste. In solchen Momenten hilft auf den Arm nehmen und rumtragen. Und eben Singen. In den letzten vier Wochen habe ich mehr gesungen als in den vergangenen vier Jahren. Und weil ich mir nun einmal leider keine Kinderlieder merken kann, erfinde ich eben welche. Ob die gut sind? Vermutlich nicht. Oder vielleicht doch? Meine Frau hat sich kürzlich ebenfalls über einen Ohrwurm beklagt. Es war auch eines meiner Lieder.

Gefahren: Leider ziemlich viel – in dem Fall wirklich leider, weil die Gründe dafür oft nicht schön waren. Insgesamt werden es wieder gut 30.000 Autokilometer oder mehr gewesen sein – eine Menge, wenn man bedenkt, dass ich zur Arbeit normalerweise mit dem Fahrrad fahre. Andererseits bin ich gerade in Zeiten, wo ich viele Gedanken im Kopf habe, manchmal ganz dankbar über die eine oder andere längere Autofahrt.

Gecampt: Als Kind bin ich mit meinen Eltern jeden Sommer in den Campingurlaub gefahren. Später bin ich mit einem Freund, dessen Nissan Micra und einem Zelt durch Europa getingelt. Dann lange nicht. Erst dieses Jahr habe ich wieder regelmäßig auf einem Campingplatz übernachtet – in Hattingen. Die längere Geschichte dahinter spare ich mir an dieser Stelle. Ein bisschen was dazu habe ich hier geschrieben.

Gestrandet: Hattingen war nicht das einzige Fernreiseziel dieses Jahr. Wie in beinahe jedem der vergangenen Jahre habe ich meinen kleinen privaten Roadtrip durch Deutschland gemacht, dieses Mal über Oldenburg an die Nordsee und entlang der friesischen Küste. Im Spätsommer war ich außerdem mit I. zusammen noch einmal dort oben. Die tatsächlich weiteste Reise 2018 führte uns nach Mallorca – wo wir dann auch direkt gestrandet sind. Flugchaos bei Eurowings mit diversen Flugausfällen und einer unglaublich schlechten Kommunikation seitens des Reiseveranstalters alltours. Nach diesem Urlaub wusste ich wieder, warum ich Pauschalreisen sonst meide.

Gehört: Das ist einfach: Kopfkonzert XVI. Wobei ich mich gerade frage, wieso die Kopfkonzerte jedes Jahr weniger werden. Hängt das mit dem Älterwerden zusammen? Ich höre gerne Musik, tue mich aber zunehmend schwer damit, neue Songs und neue Künstler zu entdecken. Statt dessen grabe ich immer tiefer in meiner persönlichen Musik-Historie, entdecke oft gehörte Sachen neu oder verliere mich in alten Playlists. Vorsatz für 2019: Wieder offener sein für neue Musik. Wobei: vielleicht komme ich ja dieses Jahr selbst groß raus – siehe den Punkt: gesungen weiter oben.

Gejagt: Fledermäuse – erst im Schlafzimmer, dann im Flur. Sowas habe ich noch nicht erlebt und kann es immer noch kaum glauben. Daher habe ich es auch gerade noch einmal nachgelesen: Ich bin Batman!

Gewechselt: Jahrelang habe ich zumindest beim privaten Smartphone auf Android geschworen. 2018 hatte ich die Nase voll und bin gewechselt. Ein eigentlich damals schon veraltetes iphone 7 begleitet mich seitdem. Was soll ich sagen? Ich bin zufrieden. Gerade weil es nicht mehr das neueste Modell ist und gerade weil Apple seinen Nutzern weit weniger Freiraum lässt als google es tut. Soweit zumindest mein Fazit nach rund sieben Monaten. Mal schauen, wie das in einem Jahr aussieht.

Gebloggt: 27 Beiträge. Das ist nochmal deutlich weniger als 2017, wo ich immerhin noch 51 Beiträge gepostet habe. Allerdings hat sich Felix’ Welt in den vergangenen Monaten auch weiter verändert. Statt immer mal wieder kleine Gedankenschnipsel zu posten, sind die einzelnen Beiträge länger und, hoffe ich zumindest, tiefer geworden. Außerdem frage ich mich inzwischen manchmal, ob, global gesprochen, das Format Blog a) überhaupt noch das ist, was es einmal war und b) was eigentlich danach kommt. Meine persönliche Online-Insel geht 2019 jedenfalls ins 13. Jahr. Ans Aufhören denke ich noch nicht, würde aber trotzdem sagen: es bleibt spannend.

In diesem Sinne … frohes neues Jahr!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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