Schnell oder langsam? Ich weiß es gar nicht genau. Schaue ich mir die Fotos von vor einem Jahr an, denke ich: das war doch gerade erst! Scrolle ich jedoch weiter, merke ich, dass in den vergangenen zwölf Monaten doch so einiges passiert ist. Ganz so schnell verflogen kann das Jahr also doch nicht sein. Hier mein Rückblick – wie immer in G.:
Gestaunt: Alle haben es gesagt, trotzdem konnte ich es mir vor allem am Anfang nicht vorstellen. Aber es stimmt! “Sie werden so schnell groß.” Fünf Jahre ist meine ältere Tochter gerade geworden, drei wird die jüngere demnächst, und ich staune jeden Tag aufs Neue, was diese kleinen Mäuse schon alles können.
Stundenlang kann die große Maus an ihrem Basteltisch sitzen und präsentiert hinterher eine dreidimensional gebaute Papp-Katze auf Lego-Rädern zum hinter sich herziehen. Oder einen voll funktionsfähigen Flugdrachen. Unterstützung fordert sie dabei höchstens an, wenn sie für irgendein Projekt mal etwas Panzertape braucht, denn da hat sie alleine noch keinen Zugriff drauf.
Die kleine Maus dagegen kann mich zum Lachen bringen wie niemand sonst. Ständig scheint ihr der Schalk im Nacken zu sitzen. Ich kenne niemanden, der sich so selbstvergessen amüsieren kann wie sie. Angst kennt sie keine. Papa wird mich schon rechtzeitig fangen, scheint sie sich zu sagen, wenn sie sich wieder mal irgendwo runterfallen lässt.
Gelacht: Zu selten, trotz meiner Kinder. Die zeigen mir jeden Tag, dass wir als Erwachsene uns viel zu selten mit einem lauten Lachen (oder wenigstens einem breiten Grinsen) einfach mal über den Moment freuen.
Geguckt: Tatsächlich mal wieder einen Film im Kino – das erste Mal in … ich weiß nicht wie vielen Jahren. Der Filmtitel: “Paw Patrol – Der Mighty Kinofilm”. Natürlich nicht alleine, sondern es war der erste Kinobesuch meiner beiden Töchter – und ein ziemlicher Reinfall. Um es mit den Worten meiner Frau zu sagen: der Film erinnert an eine Cartoon-Version von “Armageddon” von 1999. Der Film hat so gar nichts von der Kinderserie und ist in meinen Augen wirklich nichts für deren Zielgruppe, die ja eher so zwischen drei und fünf liegt. Vielmehr hat man krampfhaft versucht, im wahrsten Sinne des Wortes “großes Kino” zu machen, etwa indem man actionfilm-like einen Meteoritenhagel die Paw-Patrol-Zentrale platt machen lässt. Das wäre vielleicht für 15-Jährige spannend, aber die gucken nun mal nicht mehr Paw Patrol.
Gefahren: Erstmals Automatisch. Nach Ostern ist der Neue bei uns eingezogen und der lenkt, wenn man ihn lässt, von alleine. Voraussetzung: man lässt die Hände weiter am Lenkrad. Und das ist tatsächlich manchmal ganz praktisch auf längeren Strecken. Manchmal war ich mir nicht mal mehr sicher: lenke ich gerade selbst – oder folgen meine Hände nur den Lenkbewegungen des Assistenzsystem meines Autos?
Gelesen: Es wird wieder mehr. Nach 26 Büchern 2022 waren es vergangenen Jahr 2023 stolze 29 Bücher, wobei ich zugeben muss: viele davon habe ich als Hörbücher konsumiert. Meine persönlichen Highlights:
- “Lincoln Highway” von Amor Towles
- “Sörensen sieht Land” von Sven Stricker
- “Eine Frage der Chemie” von Bonnie Gamus
- “Der große Sommer” von Ewald Arenz
- “Die Bücher, der Junge und die Nacht” von Kai Meyer
Spannend zu lesen fand ich außerdem Kai Diekmanns “Ich war Bild” sowie Walter Isaacsons Elon Musk Biographie “Elon Musk”. Noch unschlüssig bin ich, was ich eigentlich von Stuckrad-Barres Reichelt-Abrechnung “Noch wach” halten soll.
Mehr zum Thema Bücher und auch zu einigen der genannten Bücher gibt es übrigens hier als Leseliste gesammelt.
Gehört: Ich werde immer langweiliger. Gleich mehrere meiner Top-Titel von 2022 finden sich auch auf meiner 2023-Playlist wieder. Hier die Top-5:
- Bruce Springsteen, “No Surrender”*
- Keane, “Sovereign Light Café”*
- The Dawes, “Coming back to a man”
- Alvin Stardust, “I feel like Buddy Holly”
- Bob Seger, “Roll Me Away”
Die mit * gekennzeichneten sind auch deshalb auf den Top-Plätzen, weil sie meine ältere Tochter bei gemeinsamen Autofahrten regelmäßig als musikalische Untermalung einfordert. Ist aber nicht so, dass mich das stören würde. Sie hat halt Geschmack, meine Kleine.
Geschwommen: Wohl so viel wie noch in keinem anderen Sommer, was sicher auch an den Temperaturen lag. Wie schon im Vorjahr haben wir die dreiwöchige Kita-Schließzeit im Sommer zuhause verbracht und uns die nötigen Urlaubstage aufgeteilt. An den meisten Tagen waren wir im Freibad – was soll man sonst bei den Temperaturen auch machen? Den Kindern jedenfalls hat es gefallen. Außerdem haben wir (gewitterbedingt) ein neues Hallenbad in einem der kleineren Nachbarorte von Karlsruhe für uns entdeckt.
Getrunken: Ein Artikel im Süddeutsche Magazin hat mich darauf gebracht und weil es wirklich lecker ist, möchte ich gerne eine Lanze für dieses verhältnismäßig junge (*2006) Münchner Bier brechen: Giesinger Bräu. Eine spannende Geschichte und obendrein online bestellbar (dann allerdings nicht ganz billig).
Gefeiert: Leider außer Kindergeburtstagen vor allem Abschiede, namentlich vor allem den von meinem bisherigen Co-Geschäftsführer. Definitiv eine Zäsur nach fast 14 Jahren.
Geträumt: Zuletzt wieder mehr von fernen Ländern, woran vor allem der großartige Reisepodcast “Reisen Reisen” von Jochen Schliemann und Michael Dietz schuld ist, den ich, warum auch immer, erst in diesem Jahr entdeckt habe. Zuletzt ging es dort nach Argentinien, was für mich ein Stück weit auch eine Reise in die Vergangenheit war. Jochen Schliemann dürfte in etwa zur gleichen Zeit wie ich dort gewesen sein wie ich damals vor inzwischen 20 Jahren. Lustigerweise hat er nicht nur eine ähnliche Route gewählt, sondern zum Teil sogar fast identische Analog-Fotos gemacht.
Gewandert: Wann habe ich das zuletzt gemacht? Muss locker zehn Jahre her sein – und das habe ich bei dem angeblich familienfreundlichem Aufstieg auch gemerkt. Dabei habe ich mich immer für ganz fit gehalten, wo ich doch seit Jahrzehnten mehrmals pro Woche Sport treibe. Am Ende war ich dann trotzdem ganz schön aus der Puste, als es bei der diesjährigen Managementtagung in Österreich auf den Kanisfluh hinauf ging. Die Aussicht hat dann aber für die Strapazen mehr als entschädigt.
Gekündigt: Für mich schon ein großer Schritt: ich habe mein tägliches Zeitungs-Abo gekündigt. Nicht ganz natürlich, ich bin weiter e-paper-Leser. Trotzdem habe ich das für mich, der ich doch trotz aller Online-Liebe immer auch ein Fan von echten, gedruckten Zeitungen war und bin, als Meilenstein empfunden. Der Grund waren vor allem meine Kinder. Ich schaffe es einfach nicht mehr, morgens zuhause noch Zeitung zu lesen, so gerne ich es würde. Daher ist es auch erstmal eine Kündigung auf Zeit. Ganz weg von Print bin ich außerdem noch nicht: die Wochenzeitung “Die Zeit” kommt nämlich weiterhin als Druckversion nach Hause.
Gebloggt: Hier habe ich mich nicht mit Ruhm bekleckert: neun Mal. Das sind noch zwei Beiträge weniger als im Vorjahr. Andererseits: dafür, dass die meisten Blogger inzwischen zu anderen Plattformen abgewandert sind, bin ich doch immer noch recht aktiv, finde ich. Außerdem läuft mir immer ein Schauer den Rücken herunter, wenn sich jemand auf instagram als “Blogger” bezeichnet, bloß weil er oder sie alle paar Tage einen neuen Selfie hochlädt. Aber wie schon öfter festgestellt: ich werde wohl alt.
In diesem Sinne, frohes Neues, liebe treuen Blog-Leser!
PS: Mehr Jahresrückblicke? Hier gibt es 2012, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2020, 2021 und 2022 (2019 gab es keinen Rückblick, da wir gleich zum 1. Januar 2020 in das Abenteuer Elternzeit in den USA gestartet sind. Warum mir 2013 durchgegangen ist, wusste ich schon vergangenes Jahr nicht mehr.)