Jetzt sind wir also wieder da. So viel vorweg: Auf die vielleicht wichtigste Frage werde ich in diesem Beitrag keine Antwort geben. Ich habe keine Ahnung, wie ich meine Tochter wieder an ein normales Haus gewöhnen soll. Mit Zimmern, Türen und ganz ohne Räder. Denn ganz ehrlich: damit tue ich mich selbst noch schwer. Fünf Wochen waren wir mit dem Wohnmobil in Florida unterwegs. Es hätten gerne noch ein paar Wochen mehr sein können.
Aber von vorne: gemeinsame Elternzeit. Nach einem Jahr als voll berufstätiger und damit Teilzeit-Vater endlich Zeit, mich voll und ganz auf meine kleine Familie zu konzentrieren. Die rasende Entwicklung meiner Tochter nicht immer nur abends im Schnelldurchlauf präsentiert zu bekommen, sondern hautnah dabei sein, 24/7. Einmal nur Papa sein, nichts sonst. Darauf hatte ich mich gefreut. Und davor hatte ich mich gefürchtet. Denn: ein bisschen unheimlich war das natürlich schon. Im Büro weiß ich, was ich tue, zumindest meist. Als Vater war ich dagegen immer noch ein Neuling. Ein Kind funktioniert nicht nach Outlook-Kalender und Meeting-Tagesordnung.
Hinzu kam, dass der Rahmen für unsere gemeinsame Zeit ein Wohnmobil sein sollte. Wenig Platz, um sich zumindest hin und wieder aus dem Weg zu gehen. Andererseits war schnell klar, dass das die beste Lösung wäre. Eine Ferienwohnung irgendwo – das war wie zuhause, nur mit ziemlicher Sicherheit kleiner und unbequemer. Hotel? Wir sind beide nicht der Typ, der im Urlaub unbedingt mehrere Wochen am gleichen Ort verbringen möchte. Und mit dem Mietwagen von Hotel zu Hotel zu fahren, wie wir das zum Beispiel bei unseren letzten beiden USA-Trips getan hatten, erschien uns mit Kleinkind nicht praktikabel. Jedes Mal am Abend von der Windel bis zum Kuscheltier alles aus- und am nächsten Morgen wieder einzuladen war eine wenig verlockende Aussicht. Zumal ein Wohnmobil den Vorteil bieten würde, prinzipiell überall zuhause sein zu können, wenn die Kleine mal partout nicht würde fahren wollen.
Blieb die Frage nach dem Wo. Am besten irgendwo, wo es auch im Januar einigermaßen warm ist und wo wir uns im Notfall verständigen können. Das engte die Zahl der möglichen Ziele schon ein. Am Ende blieben wir bei Florida hängen. In den USA waren wir schon mehrere Male gewesen, Englisch war kein Problem und das Wetter war hier im Januar und Februar auch gut. Vielleicht würden wir es ja sogar noch bis nach New Orleans schaffen und ein wenig von den Südstaaten sehen, so mein naiver Gedanke vor dem Abflug. Aber dazu später mehr.
Der Flug oder: warum 11 Stunden Mama-Schoß keine Option sind
Was hatten wir uns für Szenarien ausgemalt! Unsere Tochter war noch nie geflogen und wir starteten gleich mit einer elfstündigen Atlantiküberquerung. Sind wir denn wahnsinnig? Es gibt unzählige Seiten im Internet mit Tipps für Flüge mit Kindern. Einer der meistgenannten Tipps: nutzt einen Nachtflug, dann schlafen die Kinder. Wie schön. Der einzig passende Direktflug ging tagsüber (umsteigen wollten wir auf keinen Fall). Hinzu kommt, dass unsere Kleine nur sehr ungerne länger an einem Platz bleibt. Das war schon so, als sie nur krabbeln konnte und ist noch mehr so, seit sie selber laufen kann. Stillsitzen gehört jedenfalls nicht zu ihren liebsten Beschäftigungen, erst Recht nicht auf dem Schoß der Eltern. Eben den sehen die Fluggesellschaften aber für Kinder unter zwei Jahren als Sitzplatz vor. Keine Option für uns.
Wir buchten also für die Kleine einen eigenen Sitzplatz. Das war zwar teurer (Kinder zahlen so fast den vollen Flugpreis), aber wir würden es immer wieder tun. Außerdem erstanden wir online einen gebrauchten US-Kindersitz, der auch für Flugzeuge zugelassen ist. Den würden wir nämlich später im Wohnmobil ohnehin brauchen. Die Idee, einfach den deutschen Kindersitz mitzunehmen, strichen wir schnell wieder. Sitze aus Deutschland haben keine Zulassung für die USA und andersrum. Das liegt nicht etwa daran, dass sie unsicherer sind, sondern ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass jedes Land ein eigenes Prozedere für die Zulassung hat und es für deutsche Hersteller wenig Sinn ergibt, ihre Sitze auch in den USA testen zu lassen. Hinzu kam, dass wir fürs Flugzeug und auch später fürs Wohnmobil einen Sitz brauchen würden, der mit Zwei-Punkt-Gurten funktionierte.
Der Flug selbst verlief dann erstaunlich unkompliziert. Begeisterte lief unsere Kleine den Gang auf und ab, natürlich immer begleitet von meiner Frau oder mir, sah Zeichentrickfilme (etwas, dass sie von zuhause gar nicht kannte – da bleibt der Fernseher in ihrer Gegenwart aus) und flirtete mit den Mitreisenden. Die letzten Stunden des Fluges schlief sie sogar – in Deutschland wurde es nun schließlich Nacht.
Das Mitnehmen von Babybrei und Milchpulver war ebenfalls kein Problem. Zwar musste der Brei mit einem speziellen Gerät geprüft werden, was wohl nicht funktionierte. Anschließend wurde ein Gläschen davon einer Polizistin gezeigt, die kurz nickte und fertig. Unsere kleine aß also von nun an polizeilich geprüftes Essen. Auch gut.
Ankunft im Hotel oder: die stornierte Buchung
“Es tut mit leid, aber die Agentur hat das Zimmer nicht bezahlt, daher haben wir Ihre Buchung storniert.” So möchte man nach einem langen Flug und mit einem müden Kleinkind auf dem Arm nicht begrüßt werden. Wurden wir aber.
In den USA ist es Vorschrift, dass man nach einem Interkontinentalflug erst eine Nacht im Hotel verbringen muss, bevor man ein Wohnmobil übernehmen darf. So soll vermieden werden, dass Wohnmobil-Neulinge sich übermüdet hinters Steuer setzen. Über die Agentur, über die wir das Wohnmobil gebucht hatten, hatten wir daher für die erste Nacht ein Hotel in Orlando gebucht, der Ort, in dem wir das Wohnmobil reserviert hatten. Das war erstaunlicherweise deutlich günstiger als das gleiche Wohnmobil zum Beispiel in Miami zu mieten. Vergleichen lohnt also definitiv. Dumm nur, dass die Agentur nun sollte die also das Hotel geprellt haben sollte und wir nun auf der Straße standen. Das allein war schon nicht gut. Aber hieß das womöglich auch, dass auch unsere Wohnmobil-Buchung gecancelt worden war?
Wir hatten Glück im Unglück: unsere Buchung sei zwar storniert, man habe aber freie Zimmer und gerne könnten wir davon eines mieten. Bezahlen müssten wir das vorerst selbst. Man würde den Betrag erstmal nur auf der Kreditkarte reservieren. Vielleicht ließe sich das Missverständnis ja noch ausräumen.
Immerhin etwas. Trotzdem begann die erste Nacht in den USA mit einem flauen Gefühl im Magen. Und sie war kurz. Die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt in Florida -6 Stunden. Als es in Orlando Mitternacht wurde, war es in Deutschland 6 Uhr morgens. Aufstehzeit für unsere Maus, die sich prompt mit einem fröhlichen und überaus wachen “Dadaaaah!” meldete. Meiner Frau und mir dagegen war gar nicht nach “dadaaah” zu mute – wir waren hundemüde. Im Flieger hatten wir nur gedöst und nach dem Check-In um 21 Uhr Ortszeit auch noch nicht wirklich schlafen können.
Eine leise Stimme in meinem Hinterkopf erinnerte mich zudem daran, dass ich in wenigen Stunden ein, für deutsche Verhältnisse, riesiges Wohnmobil durch eine amerikanische Großstadt würde steuern müssen. Etwas, das ich am liebsten einigermaßen ausgeschlafen getan hätte. Aber es half ja nichts. Im Wechsel mit meiner Frau ging ich also mit meiner Tochter spazieren. Gar nicht so einfach in einem Land, in dem Bürgersteige Seltenheitswert haben. Was blieb war der Weg um das Hotel rum.
Übernahme des Wohnmobils oder: besser nicht rückwärts fahren
Am nächsten Morgen schlief die Maus dann doch noch ein. Für sie war nun Mittagsschlafzeit. Ich dagegen rief beim Wohnmobilvermieter an, der mir nicht nur bestätigte, dass unsere Buchung existierte (auch die gecancelte Hotelbuchung stellte sich später noch als Fehler heraus), sondern außerdem für kurz nach 9 Uhr ein Shuttle ankündigte, das uns abholen würde. Das war früh – normalerweise finden die Übergaben erst am späten Vor- oder frühen Nachmittag statt. Wer sein Haus auf Rädern früher möchte, muss dafür weit über 100 Doller extra zahlen. Also wieder: Glück im Unglück. An Schlaf war somit nicht mehr zu denken, dafür offenbar bevorzugte Behandlung beim Wohnmobilvermieter.
Der zeigte uns als erstes ein Video. In rund 20 Minuten wurden hier fast alle Themen abgehandelt. Von A wie Abwasser bis Z wie Zurücksetzen. Letzteres sei im übrigen eher nicht empfohlen. Schäden, die beim Rückwärtsfahren entstünden, seien auch nicht versichert. Gleiches gelte für Schäden am Dach oder an den Dachaufbauten wie Klimaanlage und TV-Antenne. Bei Tunneln oder Unterführungen sei also unbedingt auf die Höhe zu achten. Etwas, das ich als PKW-Fahrer in Deutschland so gar nicht gewohnt bin. Auch nicht, dass das Auto mal eine halbe Tonne leichter oder schwerer ist – je nachdem wie voll oder leer die diversen Tanks sind (allein der Benzintank fasste 206 Liter – allerdings verbrauchte das Gefährt auch gut 25 Liter auf 100 Kilometer).
Anschließend ging es raus. Das war also unser Zuhause für die nächsten Wochen. Achteinhalb Meter lang, zweieinhalb Meter breit und gut vier Meter hoch. Vorne ein Ford-Truck als Basis, hinten der Wohnaufbau. V8-Motor mit fünfeinhalb Litern Hubraum. Ob ich beim Fahren auf etwas achten müsse, wollte ich wissen. “Eigentlich nicht, fährt sich wie ein normaler Truck”. “Ich bin noch nie Truck gefahren”. “Oh. Ach so. Naja, dann die Länge. Der Überhang schert aus. Und die Breite. Die meisten Unfälle passieren beim Tanken, weil die Leute vergessen, dass das Wohnmobil hinten breiter ist als die Fahrerkabine vorn. Ach ja, und rückwärts fahren würde ich eher vermeiden.” Dass auf praktisch allen Campingplätze rückwärts eingeparkt wird, wussten wir zu diesem Zeitpunkt übrigens noch nicht.
Anschließend erklärte uns die Mitarbeiterin nun noch einmal die Wohnmobil-Technik. Toilettenabwasser “Schwarzwasser”, sonstiges Abwasser (“Grauwasser”) und wie man es ablässt, Frischwassertank und wie man ihn füllt, Wasserpumpe, Propantank, Batterie, Generator und so weiter. Dann wurden bereits vorhandene Schäden aufgenommen und wir bekamen die mitgebuchte Ausstattung aus Küchenutensilien, Handtüchern und Bettwäsche überreicht. Nach circa einer Stunde war es soweit: wir durften los.
Campingleben oder: Eichhörnchenalarm und Renterfreuden
1727 Meilen (2777 Kilometer). Was erstmal viel klingt ist nichts verglichen mit dem, was wir bei unseren bisherigen allesamt deutlich kürzeren USA-Reisen zurückgelegt haben. Das lag zum einen daran, dass in Florida alles etwas näher beieinander liegt als an der Westküste. Zum anderen war schnell klar: am besten fährt es sich, wenn unsere Tochter ihren Mittagsschlaf macht. Der dauert zwischen eineinhalb und zwei Stunden. Alles, was darüber hinaus ging, machte keinen Spaß. Der Kleinen nicht, die dann nicht mehr sitzen wollte, und der Mutter nicht, die verzweifelt versuchte, sie zu beschäftigen. Auch Pausen brachten dann wenig. Genug war einfach genug.
Das machte aber nichts. Florida ist anders als die Westküste und Bundesstaaten wie Utah oder Arizona kein Ziel, das man vorrangig mit dem Auto oder Nationalpark-Shuttles erfährt. In Florida dagegen muss man abbiegen und anhalten, um etwas vom Land zu sehen. Am besten in einem der zahlreichen State-Parks, die oft zudem preiswerte und toll angelegte Campingplätze anbieten. Die sind zwar meist über Monate im voraus ausgebucht. Wenn man allerdings zu den richtigen Zeiten schaut und bei der Routenplanung ein bisschen flexibel ist, findet sich meist doch noch ein Plätzchen für eine und manchmal sogar für zwei Nächte.
Für unsere Tochter waren diese Plätze ein Paradies. Die Stellplätze waren allesamt großzügig angelegt, fast immer gab es einen Feuerring und einen Grill, Feuerholz wurde von der Parkverwaltung verkauft. Manche Stellplätze liegen mitten im Dschungel, zumindest gefühlt, denn man konnte nicht mal den nächsten Nachbarn sehen, so dicht war die Vegetation. Dann wieder standen wir mehr oder weniger direkt am Strand und konnten nachts das Meeresrauschen hören. Das war schön.
Noch schöner war, dass ich ständig draußen und ständig mit der Kleinen zusammen sein konnte. Noch nie bin ich so viel mit meiner Tochter rumgelaufen wie hier. Immer gab es etwas zu entdecken. Irgendwie war das so viel einfacher als zu Hause. Kein aufwendiges Anziehen, nur eben den Sonnenhut (oder manchmal auch die Mütze aufgesetzt, zwischenzeitlich war es doch recht kühl) und los ging es. Von den anderen Campern wurden wir dabei stets begeistert empfangen – Kinder hatten hier offenbar Seltenheitswert. Kein Wunder: in Florida sind im Januar und Februar vor allem Rentner unterwegs, die hier vor den kalten Temperaturen in Chicago, Vermont, Philadelphia oder auch Kanada Zuflucht suchen.
Meine Lieblingszeit war allerdings der Morgen: wenn die Maus aufwachte. Anders als Zuhause wollte sie dann nicht direkt aus dem Bett krabbeln. Dafür gab es zu viel zu sehen. Man konnte zum Beispiel vom Bett aus die Eichhörnchen beobachten, die vor den beiden Fenstern hin und her liefen. Auch Rehe kamen einmal zu Besuch und natürlich jede Menge Vögel. Außerdem gab es hier einen Lichtschalter, mit dem man das Licht über dem Bett an- und ausschalten konnte – ein Spiel, von dem unsere Kleine nicht genug bekommen konnte.
Irgendwann wurde es dann doch Zeit fürs Frühstück und einen Spaziergang über den Platz. Der war schon alleine deswegen wichtig, weil in Florida offenbar niemand ohne Hund campen geht – und unsere Maus diesen dann meistens streicheln durfte.
Anschließend galt es, alles fahrfest zu verstauen, sprich: Papiertücher zwischen die Teller, damit sie nicht klappern, Spielsachen einsammeln und so weiter. Wurde die Kleine dann müde, ging es los. Ein bis zwei Stunden zum nächsten Ziel. Oft stoppten wir vorher noch an einem Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Mit dem Wohnmobil belegte man dann zwar gut und gerne vier Parkplätze, ein Problem war das aber nie. Oft kochten wir hier dann gleich unser Mittagessen, ehe wir die letzten Meilen zum Campingplatz oder sonst einer Attraktion fuhren. Zwar waren Stadtbesichtigungen und Sightseeing schon wegen der Größe des Wohnmobils eher schwierig, zu sehen gab es trotzdem genug.
Spannend fand ich zum Beispiel die Glasbodenbooten, mit denen man die Silver Springs befahren und dabei Fische, Wasserschildkröten und allerlei andere Tiere beobachten konnte. Auch die Fahrt über die zahllosen Brücken nach bis nach Key West war eindeutig ein Erlebnis. Oder das Campen in den Everglades komplett autark ohne Strom- oder Wasseranschlüsse. Und natürlich die Strände, an denen unsere Kleine Seevögel jagend und mit den Füßen im Meer plantschen konnte.
Abends ging es dann auf den Campingplatz. Die meisten Plätze sind bis 17 Uhr geöffnet, danach muss man sich vorher telefonisch anmelden, um den Code für die Schranke am Eingang zu erfragen. Nach der Ankunft je nach Austattung des Platzes Strom und Wasser anschließen, Umgebung anschauen, Abendessen, Schlafenszeit für die Maus – Freizeit für uns.
Anders als ich es vom Campen in Europa gewohnt bin, sitzt in den USA niemand abends noch stundenlang vor Wohnwagen, Zelt oder Wohnmobil zusammen. Man zieht sich in seine Behausung zurück und sieht fern. Das mag zum einen an den allgegenwärtigen Mücken liegen. Zum anderen sind viele Camper in den USA mit gewaltigen Häusern auf Rädern unterwegs. Wohnmobile auf Reisebusbasis mit drei Achsen und dazu mehreren “Slide-Outs”, also ausfahrenden Räumen, sind keine Seltenheit. War mir unser Wohnmobil bei der Übergabe riesig vorgekommen, neben diesen Straßenschiffen erschien es winzig.
Trotzdem saßen auch wir abends meist drinnen. Ich nutzte diese Zeit vor allem dazu, um die weitere Route zu planen, Campingplätze zu reservieren und die Strecke auskundschaften. Nicht immer war die von Navi und google maps vorgeschlagene Route ideal. Entweder führte sie nur eintönig über die Interstate, die der deutschen Autobahn ähnelt, statt zum Beispiel am Meer entlang. Manchmal gab es auch niedrige Unterführungen oder andere Hindernissen, die mit einem normalen Auto kein Problem gewesen wären, mit dem Wohnmobil aber schon. Hilfreich war es auch, vorher den einen oder anderen Supermarktparkplatz rauszusuchen, wo man notfalls würde stoppen und unkompliziert Pause machen könnte.
Die Route, die sich nach und nach herauskristallisierte, war deutlich kürzer als das, was ich anfangs geplant hatte. Bis nach New Orleans schafften wir es jedenfalls nicht. Trotzdem sahen wir viel. Von Orlando aus fuhren wir nach Titusville an der Küste und tuckerten anschließend die Ostküste entlang in Richtung Süden. Miami und Miami Beach streiften wir eher kurz und machten dann einen dreitägigen Abstecher in die Everglades. Danach fuhren wir auf die Florida Keys und blieben einige Tage auf einem Campingplatz unmittelbar vor der letzten Brücke, die nach Key West führte. Von dort aus fuhren wir an der anderen Küste wieder in Richtung Norden bis nach Tampa. Von hier ging es mit mehreren Stationen im Landesinneren wieder rüber an die Ostküste nach St. Augustine und auf die vorgelagerten Inseln. Anschließend arbeiteten wir uns langsam wieder in Richtung Orlando vor, von wo es nach Deutschland zurückging.
Ach ja, die Sache mit dem Alligator …
Ach ja, und dann gab es da natürlich noch die Geschichte mit dem Alligator. Es war nicht der erste, den wir in den Everglades gesehen haben. Gleich nach der ersten Nachten dort hatten wir den Anhinga-Trail angesteuert. Ein kurzer Wanderweg, bei dem man auf Planken durch die Sumpflandschaft laufen kann und wo laut Reiseführer die Wahrscheinlichkeit zumindest relativ groß war, einen Alligator in freier Wildbahn zu sehen. Tatsächlich hatten wir Glück und schon nach wenigen Metern sahen wir das erste Exemplar einige Meter entfernt im Schilf liegen. Das heißt: zuerst sahen wir natürlich die kleine Menschentraube, die auf dem Weg davor stand und Fotos machte.
Ganz anders war es auf einem anderen Weg, später, als wir schon auf dem Rückweg zum Campingplatz waren. Hier waren wir alleine, als unsere Tochter plötzlich mit dem Finger auf etwas zeigte und begeistert gestikulierte und zu rufen begann: “Duckduckduck, yayyayyay! Duckduckduck”.
Nicht mal einen Meter von den Holzplanken entfernt, auf denen wir standen, lag hier ebenfalls ein Alligator. Geweckt vom freudigen Geschrei meiner Tochter öffnete der ein Auge und sah uns an. Ganz offensichtlich störte ihn etwas. Meine Tochter dagegen war weiter vollauf begeistert. “Yayyayyay, duckduckduck, wauwauwau!” jubelte sie. Der Alligator dagegen war wenig begeistert. Er drehte sich um und schwamm weg. Offenbar war ihm das zu viel Unruhe.
In diesem Sinne, bei Alligator-Alarm, einfach kurz anrufen, wir kommen dann!