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Doppelt Papa oder: heute mal nicht über Kinder bloggen

Gar nicht so einfach, denke ich. Was schreibe ich denn jetzt? 413 Einträge hat der Ordner “Blog” meines digitalen Notizbuchs auf meinem Handy. Hier notiere ich Ideen, Beobachtungen oder konkrete Textschnipsel aus denen ich irgendwann einmal einen Post hier in meinem Blog machen möchte. Aber die meisten davon, zumindest die jüngsten ein, zwei Hundert drehen sich fast ausschließlich um ein Thema: Ums Papa-Sein.

Kinder zu haben und Eltern zu werden verändert das eigene Leben wie fast nichts anderes. Es hat auch dieses Blog, meine kleine private Spielwiese seit nun immerhin über 16 Jahren, verändert. Wo es früher um kuriose Beobachtungen aus dem Alltag, Stories aus meinem Nebenjob als Nachtportier in einem Berliner Hostel oder vermeintlich große Sinnfragen ging, geht es jetzt vor allem um mein Leben als Papa von erst einer, dann zwei wundervollen Töchtern.

Aber ich bin ja nicht nur Papa. Und ich denke auch nicht nur übers Papa-Sein nach.

Trotzdem merke ich, wie das Papa-Sein mein Denken insgesamt verändert hat. Ich nehme mich mehr zurück. Wohl auch, weil ich viel weniger Zeit für mich habe. Außerdem denke ich langfristiger.

Natürlich hatte ich auch früher Ziele, die in weiterer Ferne lagen. Diese hatten aber oft etwas Verschwommenes, irgendwie Unkonkretes an sich. Seit ich Kinder habe, ist das anders.

Ich habe kürzlich meine Berufsunfähigkeitsversicherung angepasst. Mir geht es gut, keine Sorge, aber es gab den einen oder anderen Schicksalsschlag in meinem direkten Umfeld. Sowas lässt einen, lässt zumindest mich nachdenken. Ich habe gerechnet: Welche Absicherung habe ich für wie lange, wie alt sind dann meine Kinder? Wann sind sie mutmaßlich mit ihrer beruflichen Ausbildung fertig und stehen auf eigenen Beinen?

Jahreszahlen, die früher nur Zahlen waren und sowieso weit weg waren, haben plötzlich eine konkrete Bedeutung: Einschulung, weiterführende Schule, mutmaßlicher erster Schulabschluss. Ich habe mir sogar ausgerechnet, wie alt meine Kinder sind, wenn ich in Rente gehe. (Für alle, denen das gerade bekannt vorkommt: zu diesem Thema habe ich vor vier Jahren schon einmal einen eigenen Beitrag geschrieben.)

Dass ich nicht jünger werde, weiß ich zwar schon seit geraumer Zeit. So richtig bewusst geworden ist es mir aber wieder (nicht erstmals) in den vergangenen drei, vier Jahren. Möglich, dass das mit dem Papa-Sein zusammenhängt. Vielleicht sind es auch die ersten feinen Anzeichen des körperlichen Alterns, die ich spüre: erste graue Haare im Bart (auch dem Kopf noch nicht!) oder dass ich die Schriftgröße am E-Reader von ganz klein auf nur noch ein bisschen klein umgestellt habe. Oder ich nähere mich der Midlife-Crisis, über die ich schon längst einen Blog-Eintrag verfasst haben wollte, weil ich dazu so viele Gedanken im Kopf habe (vielleicht kommt der noch – wollt Ihr sowas überhaupt lesen)?

Liest überhaupt noch jemand Blogs? Blogs sind tot, sofern sie nicht zur Steigerung der Suchmaschinenreichweite auf Unternehmensseiten dienen, könnte man meinen. Dagegen spricht, dass die Abrufzahlen von Felix-Welt tatsächlich relativ konstant sind. Dabei habe ich, insbesondere seit ich Kinder habe, ja kaum noch Zeit fürs Bloggen. Trotzdem: Hin und wieder werde ich sogar auf neue Beiträge angesprochen. Manchmal bekomme ich sogar noch Mails von Menschen, die ich zwar nicht kenne, die mich aber irgendwie kennen, weil sie hier mitlesen. Das freut mich normalerweise, auch wenn es mich jedes Mal überrascht.

Jetzt ist es doch wieder ein Beitrag übers Papa-Sein geworden. Aber wenigstens nicht nur. Sei es drum.

In diesem Sinne, Euch da draußen alles Gute!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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