Ich mag Android. Und ich mag Apple. In diesem Punkt war ich immer schon recht ambivalent. Als Rechner zuhause nutze ich seit über zehn Jahren ausschließlich MacBooks. Beim Smartphone ging für mich lange nichts über Android.
Mir gefiel die Art, wie ich das google-Betriebssystem auf meine Bedürfnisse anpassen konnte. Dank Standortverfolgung schaffte es der Suchmaschinenriese zudem immer besser, mir im richtigen Moment die richtigen Informationen zur Verfügung zu stellen. Es kam vor, dass ich auf meinen Handy am Flughafen unaufgefordert das richtige Gate angezeigt bekam, noch bevor es auf den Monitoren im Wartebereich aufleuchtete. Auf Reisen gab es Tipps zum jeweiligen Reiseziel und wenn in einer Mail eine Hotelbuchung bestätigt wurde, landete die automatisch in meinem Kalender. Hinzu kamen Komfortfunktionen wie unbegrenzter Bilderupload in die Cloud inklusive wirklich großartiger Suchfunktion, toll funktionierender Online-Speicher und gefühlt ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis sowie viel größere Auswahl in Puncto Hardware.
Dass ich viele dieser Vorteile damit bezahle, dass ich google sehr bereitwillig an meinem Leben teilhaben lasse, ist mir klar. Daten gegen Komfort, so war der Deal und das war OK. Googles Datenhunger war auch nicht der Grund, warum ich mich vor ein paar Wochen entschieden habe, mir nun doch ein iPhone zu kaufen.
Der Grund war, dass ich endlich Ruhe haben wollte.
Apple muss sehr gut an seinen Geräten verdienen. Die sind zwar durchweg top verarbeitet und fühlen sich sehr wertig an. Trotzdem ist ein iPhone einfach verdammt teuer. Das gilt auch, wenn man das Gerät mit den ebenfalls teuren Spitzenmodellen der Android-Konkurrenz vergleicht. Denn zumindest auf dem Papier bieten die allesamt mehr als Apple – mehr Arbeitsspeicher, mehr Akku, größere Displays mit höherer Auflösung, zum Teil auch schnellere Prozessoren. Apple dagegen stockt seine Geräte hier nur sehr langsam auf. Das gilt für Smartphones, aber auch für andere Apple-Geräte wie zum Beispiel MacBooks.
Trotzdem hatte ich bei Apple-Geräte bisher nie das Gefühl, mein Gerät sei veraltet. Bei Android schon. Eigentlich ständig. Um ehrlich zu sein, war das manchmal sogar ganz praktisch. Das war schließlich ein Grund, um sich ein neues Gerät zuzulegen. Verfolgt man den Markt für Android-Geräte ein bisschen, hat man schnell das Gefühl, denn alle paar Monate bringt irgendein Hersteller ein Gerät raus, dass zumindest den reinen Zahlen nach so viel besser ist, als das, was man gerade hat, dass man es eigentlich sofort kaufen müsste. Gleichzeitig konnte man quasi zuschauen, wie das gerade noch für sehr teures Geld erstandene Gerät billiger und billiger wurde. Wie kann es sein, dass etwas, das gerade noch so teuer war, nach wenigen Monaten neu nur noch die Hälfte wert war? Spätestens nach einem Jahr konnte man außerdem sicher sein, künftig bei Software-Updates und natürlich auch bei Sicherheitsupdates in die Röhre zu gucken.
Aber ok. Ich verwende mein Handy oft und viel. Für etwas, das ich so oft am Tag in die Hand nehme und für so viele unterschiedliche Aufgaben nutze, bin ich bereit, auch etwas mehr zu bezahlen. Trotzdem ging diese Rechnung für mich irgendwann nicht mehr auf. Im Gegenteil: sie stresste mich. Als nach gerade einmal eineinhalb Jahren der Akku meines HTC 10 merklich nachließ und am Ende nicht mal mehr einen halben Tag durchhielt, nahm ich das zum Anlass, einmal grundsätzlich umzudenken.
So ziemlich meine gesamte Familie nutzt inzwischen iphones unterschiedlichster Generationen. Während ich im Urlaub schon wieder nach der Powerbank kramte, machte meine Frau noch entspannt Fotos mit ihrem sechs Jahre altem iPhone 4s. Konnte ich Stunden damit verbringen, noch einen neuen Launcher auszuprobieren, waren den iPhone-Nutzern derartige Feinheiten herzlich egal. Verglich ich vor dem Kauf eines neuen Handys akribisch die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Modelle der unterschiedlichen Hersteller, ging es bei den Apple-Nutzern lediglich um die Frage, ob es das Gerät mit kleinerem oder das mit größerem Display sein sollte. Ich gebe es ungern zu, aber ein bisschen beneidete ich sie darum.
Apple sperrt seine Nutzer in einen goldenen Käfig. Groß Auswahl hat man nicht. Aber vielleicht war es ja genau das, was ich suchte? Vielleicht war ich müde davon, permanent so viel Auswahl zu haben, sowohl bei der Suche nach dem richtigen Gerät als auch später, bei der Konfiguration desselben? Zugriff auf das Dateisystem? Unterschiedliche Widgets auf verschiedenen Startbildschirmen? Daten auf SD-Karte speichern? Vergiss es! Hier, da kannst Du das Hintergrundbild ändern, das muss reichen! Und ansonsten gibt es ja Apps – für alles und jeden Zweck. Goldener Käfig, wie gesagt.
Natürlich haben auch iPhones Schwächen, und vieles, was bei Android längst Standard ist, wird wahrscheinlich erst in ein oder zwei Jahren bei Apple Einzug halten (ich sage nur: Benachrichtigungssystem). Trotzdem scheinen die Apple-Geräte irgendwie immer runder zu laufen als die Android-Gegenstücke. Vor allem tun sie das meiner Erfahrung nach deutlich länger als man es von Android behaupten kann. Das gilt für die iPhones im Freundes- und Familienkreis genauso wie für die iPhones, die ich bisher beruflich genutzt habe, oder für mein bald fünf Jahre altes iPad.
Also kaufte ich mir ein iphone. Nicht das Neueste Gerät, eben aus diesem Kreislauf will ich ja aussteigen, sondern das schon vergleichsweise betagte iPhone 7. Bisher bin ich zufrieden. Ich bin gespannt, wie ich das in einem Jahr sehe.
In diesem Sinne, wie seht Ihr das – Apple oder Android?