Struktur entsteht durch Wiederholung. Daran musste ich denken, als ich am Montag vor der Karlsruher Gartenhalle stand. Es hatte sich nichts verändert. Die gleichen Männer in dunklen Anzügen, die gleiche Schlange vor der Garderobe, gefühlt sogar die gleichen freundlichen Damen am Einlass. Sogar das Wetter war, in meiner Erinnerung jedenfalls, gleich: klar, knapp unter Null Grad kalt, sonnig.
Der Neujahrsempfang der IHK ist für mich immer einer der ersten beruflichen Pflichttermine im neuen Jahr. Wie schon im Vorjahr war ich die Strecke zum Veranstaltungsort, etwas mehr als einen Kilometer, zu Fuß gegangen. Ich mag das, weil es mir Zeit lässt, zu reflektieren und ein wenig meinen Gedanken nachzuhängen. Dieses Mal kam es mir vor, als wäre ich den Weg doch gerade erst gegangen – dabei war doch seitdem ein ganzes Jahr vergangen. Noch dazu war das vergangene Jahr eines gewesen, das in so vielen Bereichen eben nicht durch Wiederholungen, sondern durch Veränderungen gekennzeichnet war. Dazu vielleicht irgendwann mehr. Hier erstmal der alljährliche Rückblick – natürlich in G.:
Gereist: Ich habe eingangs von Wiederholungen geschrieben. Auf unsere große Reise traf das zu – zumindest was einige Rahmendaten angeht. Vor fast genau fünf Jahren waren wir zu dritt nach Florida geflogen, um die gemeinsame Elternzeit für eine Rundreise in einem Wohnmobil zu nutzen. Ende 2024 haben wir dies wiederholt, nun zu viert und mit älteren Kindern. Dass es wieder Florida wurde, war vor allem der Jahreszeit geschuldet. Es sollte ein Ziel sein, wo es auch im Dezember warm ist und wo man auch mit Kleinkindern gut mit dem Wohnmobil unterwegs sein kann (überschaubare Strecken, notfalls gute ärztliche Versorgung).
Die gleichen Überlegungen wie vor fünf Jahren, das gleiche Ergebnis. Dieses Mal allerdings mit mehr Erfahrung, so dass wir trotz der dieses Mal etwas kürzeren Reisedauer zumindest meinem Gefühl nach noch mehr gesehen und erlebt haben: 1406 Meilen, 17 Campingplätze, teilweise direkt am Meer oder mitten im Wald. Hierzu folgt sicher noch ein eigener Beitrag. So viel vorweg: den Kindern hat es gefallen und ich habe mich wieder einmal ins Reisen mit dem Wohnmobil und in die State Parks von Florida verliebt.
In dem Zusammenhang außerdem gelernt: Es gibt auch auf Langstrecken mehr kein kostenloses Glas Wein mehr und Sitzplatzreservierungen sind bei der Lufthansa wohl eher Schall und Rauch.
Genordet: Ohne Nordsee geht es einfach nicht, und wenn es nur ein kurzer Aufenthalt ist – danke an dieser Stelle an meine Frau, die mich kennt und das versteht. Im vergangenen Jahr habe ich das Übernachten im „Cube“ in Bensersiel ausprobiert: Tiny House, nur noch viel kleiner. Nicht billig, aber interessant.
Gekränkelt: Zum Glück kaum Ich scheine ja ein ganz gutes Immunsystem zu haben und überstehe selbst die meisten Erkältungsviren, die meine Kinder regelmäßig aus der Kita nach Hause bringen, mit maximal ein wenig Halskratzen und etwas erhöhtem Taschentuchkonsum. Trotzdem habe ich mich zum Anfang des Jahres hin mal wieder ärztlich durchchecken lassen. Kann und sollte man ja in meinem Alter alle drei Jahre tun lassen, bei mir war das damals erste Mal schon etwas länger her. Da ich befürchte, langsam in das Alter zu kommen, in dem es zumindest nicht falsch ist, einen Hausarzt zu haben, der einen auch tatsächlich kennt, habe ich es wiederholt und dabei gleich die eine oder andere Auffrischungsimpfung nachgeholt. Fazit ansonsten: bin soweit gesund, Blutwerte sogar teilweise besser als beim ersten Mal. Das ist doch was.
Gehört: Je älter ich werde, desto älter werden die Lieder, die ich mag. Im vergangenen Jahr habe ich vor allem zwei Künstler für mich entdeckt: Die Dawes und Jackson Browne. Dank Aramis Merlins großartigem Youtube-Kanal über L.A. und das Leben als Schauspieler in den USA bin ich außerdem auf Michael Shynes aufmerksam geworden. Danke dafür!
Weitere Dauerbrenner in meinen Playlists sind natürlich Klassiker wie Bruce Springsteen, Billy Joel und Frank Turner.
Spotify ist da in seinem Jahresrückblick übrigens deutlich zwiegespaltener. Hier werde ich außerdem als großer Taylor Swift-Fan geführt, was aber vor allem an der Leidenschaft meiner älteren Tochter für „Shake it off“ liegt, das bei keiner Autofahrt fehlen darf.
Gelesen: Mein Buchkonsum steigt wieder, was allerdings auch daran liegt, dass ich bewusst wieder mehr Strecken zu Fuß gehe und diese Zeit unter anderem für Hörbücher nutze. Im vergangenen Jahr waren es mit 42 Büchern jedenfalls 13 Bücher mehr als im Vorjahr,. Einige Highlights habe ich hier und hier bereits ausführlich beschrieben. Zu nennen wären unter anderem:
- Benedict Wells, Hard Land
- Nathan Hill, Wellness
- Barbara Kingsolver, Demon Copperhead
- Robert Iger, The Ride of a Lifetime
- Sven Stricker, Sörensen macht Urlaub
- Jan Weiler, Munk
- Joachim Meyerhoff, Man kann auch in die Höhe fallen
Gewundert: Wie unprofessionell manche Menschen sind, gerade wenn sie in ihren Professionen unterwegs sind.
Genossen: Den Teil der Kita-Schließzeit im Sommer, den ich mit den Kindern verbringen durfte. Viel Freibad, auf Wunsch der Mädels sogar gleich zwei Mal ZKM und natürlich viel Spielplatz und viel Eis. Dabei immer das Gefühl: ist das jetzt das letzte Mal? Kommendes Jahr kommt das große Kind in die Schule. Wer weiß, wie lange die Ausflüge mit Papa noch „in“ sind.
Gefeiert: Wild natürlich. Und ständig. OK, Spaß bei Seite. Ich habe schließlich kleine Kinder. Trotzdem hat sich zumindest der eine oder andere Nachittag oder Abend (oder beides) ergeben, wo aus einer Spielverabredung der Kinder oder einem Kindergeburtstag auch ein durchaus nettes Zusammensitzen der Eltern wurde. Hier muss ich wohl meinen Kindern für die Auswahl ihrer Freundinnen und Freunde danken.
Geguckt: Netflix und Co. lohnen sich für mich einfach nicht. Das stelle ich immer wieder fest. Mir fehlt meist die Ruhe, mich auf einen Film oder eine Serie wirklich einzulassen (Ausnahmen bestätigen die Regel: für die nächste Staffel Stranger Things werde ich dann wohl doch wieder ein Abo abschließen …). Dafür habe ich in den vergangenen eineinhalb Jahren zunehmend die Mediatheken von ARD und ZDF für mich entdeckt. Vor allem für die eine oder andere Doku nehme ich mir am Ende doch manchmal Zeit. Gut gefallen haben mir zum Beispiel die „Young Adventurers“-Reisedokus von Kim Mauch und Eike Köhler. Spaß hatte ich mit der ZDF-Serie „Ich Dich auch“.
Gebloggt: Sieben Mal. Das ist noch weniger als im Jahr zuvor. Irgendwie schade, denn ich würde gerne mehr schreiben.
Geschrieben: Das dafür mehr. Ich schaffe es inzwischen recht zuverlässig, mich mindestens ein oder zwei Abende die Woche noch an den Rechner zu setzen und zumindest ein paar Absätze zu schreiben. Könnte auch mehr sein, aber auch 2024 hatte mein Tag leider nur 24 Stunden.
Geweckt: Weiter früh. Einen Wecker brauche ich schon seit Jahren nicht mehr. An den meisten Tagen bin ich inzwischen wach, ehe das „tap, tap, tap“ im Flur meine Frühaufsteher-Tochter ankündigt, die morgens immer noch zuverlässig zu mir unter die Decke kriecht. Leider meist nicht, um zu schlafen, sondern um mir tausend Fragen zu allen möglichen Dingen zu stellen oder sich Geschichten erzählen zu lassen (oder beides). Aber wie schon beim Thema Ausflüge gilt auch hier: wer weiß, wie lange sie das noch macht? Oder anders gedacht: ausschlafen kann ich (hoffentlich) irgendwann später noch oft genug.
In diesem Sinne, genießt die Zeit und einen guten Start für 2025!
PS: Mehr Jahresrückblicke? Hier gibt es 2012, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2020, 2021, 2022 und 2023 (2019 gab es keinen Rückblick, da wir gleich zum 1. Januar 2020 in das Abenteuer Elternzeit in den USA gestartet sind. Warum mir 2013 durchgegangen ist, wusste ich schon vergangenes Jahr nicht mehr.)