Reisewelten

Übernachten im tiny Tiny-House: Meine Erfahrung mit den “Cubes” in Bensersiel

Die Nordwestzeitung nennt es die “kleinsten Ferienhäuser der Welt”, was nur bedingt stimmt. Tatsächlich kann man in Bensersiel sogar in einem Schlaf-Strandkorb übernachten, der ist dann nochmal eine Spur kleiner. Aber nicht viel.

Etwa zweieinhalb mal zweieinhalb mal zweieinhalb Meter messen die vier würfelförmigen Gebäude, genannt “Cubes”, die seit 2023 auf dem Campingplatz der ostfriesischen Ortschaft fast direkt an der Nordsee stehen. Gedacht seien sie für “Fahrradtouristen, Durchreisende und Minimalisten, aber natürlich auch alle anderen”, heißt es auf der Homepage der Gemeinde, auf der man die Mini-Tiny-Häuser auch direkt reservieren kann. Das habe ich diesen Sommer getan.

Dabei begann es gleich mit einem Missverständnis. Auf der Buchungsseite gibt es diverse Bilder mit vermeintlichen Innenansichten der Cubes, allesamt überraschend großzügig mit kleiner Küche und einem Doppelbett auf einer separaten Ebene.

Bilder auf der Buchungs-Homepage.

Wow, dachte ich, die sind ja toll ausgestattet. Erst nach der Buchung begriff ich: die Bilder zeigen gar nicht die Cubes. Stattdessen handelt es sich hierbei um die Innenansichten der deutlich größeren Tiny Houses von Humble Homes. So heißt die Firma, der sowohl die Cubes als auch inzwischen zehn voll ausgestattete Tiny Houses gehören, die allerdings mit einer Ausnahme an anderen Standorten stehen und nicht über die Buchungsseite auf bensersiel.de reserviert werden können, sondern über Humble Homes direkt.

Dabei hätte mich eine Sache stutzig machen sollen: auf den Bildern waren Waschbecken mit Wasseranschlüssen zu sehen. Die gibt es in den Cubes nicht. Stattdessen benutzt man die Sanitäranlagen des Campingplatzes. Das ist dann auch der größte und aus meiner Sicht eigentlich einzige Nachteil der Cubes: da sie etwas abseits direkt hinter der Einfahrt zum Campingplatz stehen, ist der Weg zur Toilette weiter als von den meisten Camping-Stellplätzen. Tagsüber ist das kein Problem, nachts können die rund 300 Meter Fußweg hin und zurück schon etwas nervig sein.

Ansonsten wohnt man, wie schon gesagt, direkt auf dem Campingplatz, was zumindest ich als Vorteil empfunden habe. Da dieser direkt am Strand ist, ist es zum Meer ebenfalls nicht weit. Gleiches gilt es für den Ort Bensersiel selbst, der ohnehin recht kompakt und gut zu Fuß zu erlaufen ist.

Spartanisch, aber zweckmäßig: die Inneneinrichtung.

Ausgestattet sind die Cubes einfach, aber zweckmäßig: es gibt zwei jeweils 90 Zentimeter breite Betten, die man zusammenschieben kann, wenn man das möchte. Dazu einen kleinen Klapptisch, der von der Wand gegenüber der Tür befestigt ist, einen kleinen Schrank und eine Art Kommode, die eine Kaffeemaschine, einen Toaster und einen Wasserkocher sowie Besteck beherbergt. An der Wand hängt ein Fernseher, der als Smart TV mit Streamingdiensten beworben wurde, während meines Aufenthaltes aber nur bedingt smart war, weil es keinen Internetanschluss gibt (hab ihn ansonsten auch nur einmal zum Testen eingeschaltet – ich bin ja nicht zum Fernsehen 650 Kilometer weit gefahren). Außerdem eine Mini-Musikbox und eine Klimaanlage, die tatsächlich sehr hilfreich war, denn in der Sonne wurde es in den Würfeln schnell recht warm.

Was fehlte, war ein Kühlschrank, um Getränke und eventuelle Lebensmittel kalt zu stellen. War für mich nicht so tragisch, weil ich wohlweislich eine Kühlbox dabei hatte.

Wichtig für Autofahrer, da das Parken in Bensersiel praktisch überall kostenpflichtig ist, wenn man keinen privaten Parkplatz hat: zu jedem Cube gehört auch ein Parkplatz schräg gegenüber der Würfel.

Geschlafen habe ich in den vier Nächten in Bensersiel gut – allerdings auch nicht ganz billig. 69 Euro kostet die Übernachtung, Bettwäsche und Handtücher inklusive. Dazu kommen eine Service- und Reinigungspauschale von rund 30 Euro, die unabhängig von der Zahl der Übernachtungen anfällt. Das treibt natürlich gerade bei kürzeren Aufenthalten die Kosten hoch und macht sie fast vergleichbar mit einer Ferienwohnung. Die gibt es dafür zumindest in der Saison oft nur wochenweise und nicht ganz so nah am Meer. Würde ich es wieder tun? Unbedingt. Wobei ich auch gerne mal eines der Tiny Homes ausprobieren würden.

In diesem Sinne, klein, aber fein und Hauptsache Meer!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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