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De-friended

Ich wurde de-friended. Das ist Facebook-Deutsch und bedeutet, dass mir jemand die “Freundschaft” gekündigt hat. Fast hätte ich gar nichts davon mitbekommen, denn die Freundschaft zu kündigen ist bei Facebook in etwa so unkompliziert wie das Hochladen eines Bildes. Informiert wird man über das Ende der Online-Freundschaft ebenfalls nicht.

Es ist allerdings auch nicht so, dass ich mich sonderlich gekränkt fühlen würde. Von meinen derzeit rund 230 Facebook-Freunden habe ich einige lange nicht mehr, einige ohnehin bisher nur einmal und wieder andere noch nie persönlich getroffen. Was macht da schon einer mehr oder eine weniger, wenn ein Mausklick schon eine der wichtigsten Grundlagen für die Freundschaft war?

Eine (reale) Freundin von mir hatte sich vor einiger Zeit das Ziel gesetzt, die Zahl ihrer Freunde auf unter 100 zu drücken. “Mehr Freunde braucht kein Mensch” fand sie und meinte damit die Zahl der Freunde im StudiVZ. Manchmal frage ich mich, ob das vielleicht auch für reale Beziehungen gilt?

Schon weil ich sehr oft umgezogen und viel gereist bin, habe ich viele Bekannte, von denen ich einige nur alle paar Jahre sehe. Trotzdem sind einige davon inzwischen zu echten Freunden geworden. Andere wiederum sehe ich zwar ebenfalls immer mal wieder, als Freunde würde ich sie aber nicht bezeichnen, manche nicht mal als gute Bekannte.

Trotzdem bleiben wir in Kontakt – vielleicht einfach nur, weil wir Menschen uns nun einmal schwer damit tun, etwas los zu lassen. Dabei denke ich manchmal, dass vielleicht genau das genau das genau das Richtige wäre.

Die Zeit, die ich einem Bekannten widme, an dem mir eigentlich gar nicht so viel liegt, könnte ich doch viel besser nutzen, um jemanden zu treffen, der mir wirklich etwas bedeutet. Zudem stehle ich möglicherweise meiner Verabredung die Zeit, die ebenfalls woanders viel besser aufgehoben wäre. Ja, eigentlich braucht wohl wirklich niemand mehr als 100 “Freunde”.

In diesem Sinne – so weit die Theorie …

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Ich war es nicht!!! Ich bin ja wohl hoffentlich unter deinen ‘letzten 100’ Freunden…Habe allerdings neulich meine Freundeslisten auch noch einmal durch ge-checkt!

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