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Barbekanntschaft

“We went there when thirsty, of course, and when hungry, and when dead tired. We went there when happy, to celebrate, and when sad to sulk. We went there after weddings and funerals […]. We went there when we didn’t know what we needed, hoping someone might tell us. We went there looking for love, sex, or trouble, or for someone who had gone missing, because sooner or later everyone turned up here. Most of all we went there when we needed to be found.”

Die Art, wie Moehringer sein Buch anfängt, entschuldigt sogar den pseudo-patriotischen 9/11-Epilog mit dem das Buch endet. Tender Bar ist die Geschichte eines Lebens und zugleich eine Liebeserklärung an eine Bar in Manhasset, einem 8000-Seelen Ort auf Long Island, New York.

Kann man eine Bar lieben?
Vermutlich (oder besser: hoffentlich) nicht wie man eine Frau lieben kann. Dennoch kann ich Moehringer verstehen, denn im Optimalfall sind gerade die Bars, Saloons, Pubs oder Kneipen eines Ortes irgendwo auch seine Essenz. Dadurch dass ein Lokal zugleich mittendrin als auch extraterritorialer Raum sein kann, ist man hier sowohl vor Ort als auch distanzierter Beobachter. Man Zuflucht suchen vor der Außenwelt ohne sie wirklich zu verlassen.

Ich erinnere mich an ein kleines Lokal in Bangkok. Als ich gerade angekommen war und das Gefühl hatte, von der Stadt erschlagen zu werden, hat mich dieser kleine, unscheinbare Laden gerettet. Hier durfte ich dabei und mittendrin sein, ohne gleich vom südostasiatischen Moloch verschluckt zu werden.

Ich könnte viele solcher Orte aufzählen, und nicht alle sind 10.000 Kilometer weit weg. Als ich gerade nach Berlin gezogen war und mir noch reichlich verloren vorgekommen bin, obwohl ich nacheinander Kleiderschrank, Küchentisch und Bücherregal zusammen geschraubt hatte, bin ich ebenfalls in eine Bar gegangen. Ich kannte sie von einem früheren Besuch und praktischerweise ist sie nicht all zu weit von meiner Wohnung weg. Ich habe allein an einem recht wackeligen Tisch gesessen und plötzlich hatte ich das Gefühl, nun endgültig in dieser Stadt angekommen zu sein.

In diesem Sinne, nicht jede Barliebschaft muss auch im Bett enden … schönen Gruß!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Man kann auch in eine Kneipe verliebt sein weil man weiß, dass man dort immer wieder einen geliebten Freund trifft.
    Schöne Grüße, der verrückte Hund!

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