Desillussionierend Karriere

The Rum Diary

Wenn ich aus dem Kino komme, werde ich wahrscheinlich enttäuscht sein. Die Verfilmung von Hunter Thompsons “The Rum Diary” wird in den meisten Zeitungen zerrissen. Der Filmpalast in Karlsruhe hat sich entschieden, den Film nur eine Woche nach dem Start vom Nachmittagsprogramm auf nach 23 Uhr zu verbannen. Kein wirklich gutes Zeichen. Und ich kann es nachvollziehen, ohne den Film auch nur gesehen zu haben.

Wenn ich mir den Trailer ansehe, erkenne ich viele Szenen aus dem Buch wieder – in grauenvoll entstellter Weise. Nichts ist so, wie ich es mir in meiner Phantasie ausgemalt habe, als ich das Buch das erste Mal gelesen habe (dass ich damals mit Fieber im Bett lag, mag daran eine Teilschuld tragen – andererseits ist hohes Fieber sicher nicht die schlechtestes Voraussetzung, um sich mit Hunter Thompson zu beschäftigen).

Trotzdem werde ich mir den Film natürlich anschauen. “The Rum Diary” hat für mich gleich auf mehreren Ebenen eine Bedeutung. Zum einen ist der Protagonist Journalist wie ich. Journalisten mögen Filme über Journalisten, so die Theorie eines guten Freundes. Ich möchte nicht für die ganze Zunft sprechen, aber zumindest in meinem Fall liegt er da richtig. Zumal Thompsons Alter Ego, der 30-jährige Paul Kemp nicht nur Journalist, sondern vor allem auch Reisender und Lebenskünstler ist.

Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere: Eine frühere Journalisten-Kollegin und Chefin. Ohne sie hätte ich Hunter Thompson vielleicht nie in die Hand bekommen. Vier Jahre ist es inzwischen her, dass sie mir das Buch zum Abschied geschenkt hat (zu ihrem und zu meinem). Die Widmung lese ich noch heute gerne. Als Erinnerung – und als ständigen Ansporn.

In diesem Sinne, noch mal Danke – und einen Rum auf alle Vollblutjournalisten!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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