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Reise-Rentner

Warnung: In 27 Jahren werde ich diesen Eintrag erneut posten. Ich stehe dann zweieinhalb Monate vor meinem 60. Geburtstag und lache über mein jugendlich-ungeduldiges Ich von heute. Aber das ist nicht der Punkt. Der hat nämlich ein Fragezeichen: Wie lange darf man eigentlich als Backpacker reisen?

Wer mit 20 ein Bett in einem Mehrbettzimmer in einem Hostel bezieht, handelt seinem Alter entsprechend. Wer sich mit Anfang 30 mit sieben anderen Reisenden das Nachtquartier teilt, ist komisch: Warum geht er nicht in ein Hotel? Kann er sich das nicht leisten? Ist er nicht zu alt für ein Hostel?

Meine letzte richtig große Reise ist acht Jahre her. Damals bin ich mit einem Round-the-World-Ticket ein halbes Jahr lang einmal um den Globus geflogen. Seitdem hat vor allem die Zeit immer nur noch für kürzere Reisen gereicht. So wie vor einem Jahr, als ich zwei Wochen lang durch Südspanien getourt bin. Das Übernachten in Hostels und Mehrbettzimmern habe ich genossen. Nicht aus finanzieller Notwendigkeit, sondern weil ich die Atmosphäre schätze, die in Hostels überall auf der Welt herrscht. Ich mag diese Mischung aus Gemeinschaft und Individualität, dass man immer wieder Menschen trifft, mit denen man außerhalb des Urlaubs vielleicht nie ein Wort gewechselt hätte.

Reisende jenseits gewisser Altersgrenzen hatten für mich immer einen ganz eigenen Charme. Wohl auch, weil ich diese Grenzen nie mit mir in Verbindung gebracht habe. Das ist heute anders. Mit 32 fühle ich mich nicht wirklich alt, aber eben doch deutlich älter als viele 20-Jährige, mit denen ich mir auf Reisen das Zimmer teile. Und hin und wieder frage ich mich dann schon, ob mein Backpacker-Dasein im herkömmlichen Sinn nicht vielleicht doch langsam zu Ende geht – und was eigentlich danach kommt?

All Inclusive-Buffets und Streit mit dem Reiseleiter weil die Klimaanlage zu kalt eingestellt ist? Verschrobenes Geschichtenerzählen für den Backpackernachwuchs in einem Alte-Reisende-Refugium? Kann man sich als Reisender verrenten lassen? Fragen über Fragen …

In diesem Sinne, bis in 27 Jahren!

PS: Weitere Reisegedanken im weiteren und engerem Sinn gibt es hier.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

4 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Nachdem ich selbst inzwischen auch Ü30-Backpacker bin: Da gibt’s keine Grenze ;-) ! (P.S. In Deinem Reisebuch-Regal fehlt definitiv Afrika.)

  2. Aktuelle Erfahrungen aus einem der Top-Ten Partyhostels der Welt (Loki Cusco) bestätigen, dass wir noch ein paar Jährchen weiter hosteln können ;) auch als Ü40’s…

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