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London, Baby

2016-11-04-london

Woher habe ich nur diesen Spruch? In der richtigen Tonlage intoniert passt er nicht nur zu London, sondern auch zu Las Vegas (“Vegas, Baby”), Panguitch (“Panguitch, Baby”) oder sogar zu Darmstadt (“Darmstadt, Baby”). In den USA war das eine Art running gag zwischen I. und mir. Immer wenn irgendetwas komisch, bemerkenswert oder auch einfach nur da war – mit diesen zwei Worten, natürlich angepasst an den jeweiligen Aufenthaltsort, war eigentlich alles gesagt.

Es hat fast ein Jahr gedauert, bis mir aufgegangen ist, woher mein Gehirn diese Wortkombi hat: aus “Friends”. In Staffel 4 fliegen die Freunde in einer Doppelfolge für Ross’ Hochzeit nach London – damals eine Marketing-Aktion der Produzenten, um den europäischen Markt besser zu beackern. Und eben im Rahmen dieser Doppelfolge wird Joey nicht müde zu betonen: “London, Baby!”.

“London, Baby” werde ich in vier Wochen wieder sagen können, denn ich habe heute einen Flug in die britische Hauptstadt gebucht. Inzwischen ist das fast so eine Art Tradition. Alle zwei Jahre, meist im November oder Dezember, fliege ich für ein paar Tage rüber auf die Insel. Ich besuche dort eine gute und nebenbei halbenglische Freundin, was dazu führt, dass ich mich weniger als Tourist und mehr als Teilzeit-Londoner fühle (was jeder echte Londoner natürlich bestreiten wird, aber darum geht es ja hier nicht).

Das Schöne daran, wenn man eine Stadt immer wieder besucht, ist ja, dass man das irgendwann völlig stressfrei tun kann. Die meisten Sehenswürdigkeiten hat man bereits besichtigt, was man sehen muss, hat man gesehen. Man kann sich statt dessen einfach treiben lassen, ohne permanent Angst haben zu müssen, etwas zu verpassen. Und selbst wenn: spätestens in zwei Jahren bin ich ja wieder da und kann nachholen, was dieses Mal zeitlich einfach nicht reingepasst hat.

Schon jetzt freue ich mich darauf, in den Strom der Pendler einzutauchen, die täglich zwischen Victoria und East Croydon die Bahnen bevölkern. Ich werde an einem der Imbisse am Camden Market essen und mir einen Flügel in der National Gallery rauspicken, den ich noch nicht oder auch lange nicht besichtigt habe. Ich werde im Pub sitzen und Fish&Chips mit Essig essen und dazu lauwarmes englisches Bier trinken. Und ich werde mir ganz entspannt immer wieder sagen: London, Baby!

In diesem Sinne, habt Ihr einen Ort, zu dem Ihr immer wieder zurückkehrt?

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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