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Früher war mehr Lametta … äh – Bloggen

Früher war alles besser. Dieser Grundsatz gilt ja für alle möglichen Lebensbereiche. Womöglich sogar für die, die es früher noch gar nicht gab. Die Erinnerung ist gut darin, zu vergolden, was früher vielleicht nur geglänzt hat. Bei einem Thema würde ich den bösen Früher-Satz aber unterschreiben: beim Bloggen.

Früher habe ich tatsächlich noch gerne und regelmäßig verschiedene Blogs gelesen. Und damit meine ich nicht die Art Blogs, die sich schon früh weg von persönlichem Geschreibsel und hin zu mindestens semi-professionellen Online-Magazinen entwickelt hatten. Ich meine die ganz ursprünglichen, persönlichen Blogs. Einfach runtergeschrieben. Wo Gedankengänge formuliert und Erlebnisse geteilt wurden, sowas eben. Das, was heute in Nischen noch unter Stichworten wie “Tagebuchbloggen” läuft, aber, zumindest meinem Empfinden nach, keine wirkliche Relevanz mehr hat.

Dabei ist es ja nicht so, dass die Menschheit keine Lust mehr hat, sich mitzuteilen. Statt zu bloggen, wird nur eben heute geinstagramed, gefacebooked oder getiktokt, wobei ich insbesondere letztere Plattform zwar aus beruflicher Neugier beobachte, aber nur bedingt verstanden habe. Was hier stattfindet hat aber so gar nichts mehr mit dem zu tun, was ich einmal an Blogs gemocht habe. Erfolgreich ist, wer sich gut genug inszeniert, das eigene Leben im besten Fall anschließend dem Bild angenähert. Wobei: das ist ein anderes Thema, auf das ich hier eigentlich gar nicht eingehen möchte.

Außerdem muss ich mir doch an meine eigene Nase fassen. Auch mir selbst ist in den vergangenen Jahren die Lust am Bloggen mehr und mehr abhanden gekommen, ohne, dass ich sagen könnte, warum eigentlich. Sicher, zum einen ist es eine Zeitfrage. Wenn ich Zeit habe, meist ist das abends, nachdem meine Tochter im Bett ist, beschäftige ich mich gerade eher mit anderen (Schreib-)Projekten. Aber das habe ich früher auch immer mal wieder getan.

Ist es der eigene Anspruch? Früher ist es mir leichter gefallen, hier ein paar Zeilen zu diesem Thema, dort eine kleine Beobachtung oder ein Foto zu posten. Damit tue ich mich zunehmend schwer.

Zum Beispiel die beiden jungen Frauen, die ich kürzlich abends beim Joggen auf einer Bank im Park beobachtet habe. Sie saßen sich auf einer Bank gegenüber, hatten einen Spirituskocher zwischen sich aufgebaut, wie man ihn normalerweise beim Campen benutzt (habe ich zumindest so gemacht, ist aber auch schon 20 Jahre her) und bereiteten darin Glühwein zu. Ich fand das irgendwie nett. Eine ganz eigene Art um mit den geschlossenen Gaststätten umzugehen. Die beiden waren damit keineswegs allein. Als die Abende noch milder waren, ähnelte der Park manchmal direkt einer unendlichen Zahl von Zwei-Personen-Freiluftkneipen (oder Glühweinbuden).

Früher hätte ich vermutlich schnell ein paar Zeilen dazu geschrieben. Ich hätte gar nicht groß darüber nachgedacht und vielleicht wäre sogar ein netter Text dabei rumgekommen, der sogar gelesen worden wäre. Wobei letzteres ja gar nicht so das Problem ist. In erster Linie schreibe ich für mich und freue mich dann trotzdem wie Bolle, wenn ich sehe, dass es da draußen anscheinend Menschen gibt, denen gefällt, was ich so fabriziere. Besonders gemerkt habe ich das bei den ganzen Texten übers Papasein, die ich in den vergangenen beiden Jahren geschrieben habe. Ich war ehrlich überrascht, wie oft ich darauf angesprochen wurde. Das war schön.

Neben dem Schreiben war und ist diese Seite für mich meine technische Spielwiese, auf der ich mich austoben konnte. Mal hier ein bisschen am Code rumprobiert oder dort eine Einstellung angepasst. Das hat mir einfach Spaß gemacht und tut es eigentlich noch. Theoretisch. Auch hier tue ich mich praktisch in letzter Zeit schwer.

Kürzlich habe ich angefangen, mit einem neuen Theme herumzuexperimentieren. Themes, das sind die Dinger, die bestimmen, wie die Seite aussieht. Unzählige davon gibt es umsonst, für die (meiner Meinung nach) besseren, weil schöneren Themes muss man Geld bezahlen. Das habe ich zwar getan, das neue Theme liegt aber seitdem ungenutzt in meinem Download-Ordner.

Ihr fragt Euch nun vielleicht, was ich damit eigentlich sagen möchte. Eine gute Frage. In erster Linie wollte ich endlich mal wieder ins Schreiben kommen auf dieser Seite. Mir selbst beweisen, dass es nicht jedes Mal der große Wurf sein muss, sondern dass es doch vor allem um eines geht: den Spaß. Und ja, es hat Spaß gemacht, einfach mal wieder in die Tasten zu hauen. Vielleicht hat es ja dem einen oder anderen auch Spaß gemacht, zu lesen, was dabei rauskam. Ich bin gespannt.

In diesem Sinne, Gedanken dazu? Gerne an mich, per Mail, Kommentar oder sonstwie!

 

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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