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Fremde Betten

Am besten geht es mir, wenn ich morgens noch nicht weiß, wo ich abends ankomme. Am besten schlafe ich in Hotelzimmern und in Hostel-Hochbetten. Das Leben ist leichter, wenn man unterwegs ist. Vielleicht bin ich nicht normal. Andererseits war schon Hesse sicher: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – und Hotelzimmer sind ein großartiger Ort für neue Anfänge.

Das Schöne an Anfängen ist, dass der Rückweg kurz ist. Man hat noch nicht all viel zu verlieren, weil man noch nicht viel investiert hat. Um ein Hotelzimmer zu räumen braucht man keinen Möbelwagen, nur einen Rucksack – und den hat man in der Regel dabei und ohnehin noch nicht ganz ausgepackt.

Hotelzimmer sind wie eine leere Leinwand: Man beginnt mit ein paar Pinselstrichen, und wenn die nicht sitzen, ist es ein Leichtes, die alte Schmiererei gegen ein neues Zimmer in einer neuen Stadt einzutauschen.

Am besten geht es mir, wenn ich morgens noch nicht weiß, wo ich abends ankomme. Das klingt gut, ist aber irgendwie auch feige. Wer nie ankommt, läuft auch immer weg. Andererseits ist es vielleicht aber auch gar nicht schlecht, in Bewegung zu bleiben. Wer nicht rastet, rostet schließlich auch nicht. Außerdem ist nicht jedes Gehen auch ein Weglaufen. Und Ankommen wird ohnehin überbewertet.

In diesem Sinne, gute Reise!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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