“Zu schwer”, sagte der unfreundliche Mann, “das kostet 50 Euro.” “Ernsthaft?”, sagte ich, “wegen 460 Gramm?” Der unfreundliche Mann nickte.
Ich weiß nicht, wie oft ich schon geflogen bin. Aus Spaß habe ich mal irgendwann auf einer Webseite meine bisherigen Flugkilometer zusammenrechnen lassen und bin dabei auf eine größere, fünfstellige Zahl gekommen. Auf keinem dieser Kilometer habe ich für Übergepäck zahlen müssen – wohl auch deshalb, weil ich am liebsten mit leichtem Gepäck reise.
Auch dieses Mal war ich nur mit einem kleinen Koffer unterwegs – einem von denen, die problemlos in die Metallgestänge passen, mit denen Billigfluggesellschaften testen, ob ein Gepäckstück mit an Bord darf oder nicht. In dem Koffer war allerdings neben einem Minimum aus Klamotten auch eine Kameratasche samt kleiner Fotoausrüstung. Die war vermutlich schuld, dass mein Handgepäck wider erwarten genau 460 Gramm über den von Ryanair erlaubten 10 Kilogramm lag.
“Zu schwer”, sagte der kleine, unfreundliche Mann zum zweiten Mal und deutete auf meinen Trolley auf der Waage an der Passkontrolle. “Sie müssen den Koffer einchecken. Das kostet 50 Euro.” “Ernsthaft?”, antwortete ich erneut, “Wegen 460 Gramm?” Dieses Mal musste ich fast lachen. “Und was ist, wenn ich nun etwas aus dem Koffer herausnehme und in meine Jackentasche stecke?”
Der kleine, unfreundliche Mann antwortete nicht, war aber sichtlich irritiert, als ich den Reisverschluss meines Koffers aufzog, den ohnehin oben liegenden, durchsichtigen Plastikbeutel mit Zahnpasta, Duschgel und Co herausnahm und in die Jackentasche steckte. Die Waage, auf der mein Trolley stand, zeigte nun nur noch 10,05 Kilogramm.
“Sie können nun zum Gate gehen”, sagte der kleine, unfreundliche und nun auch noch verwirrte Mann und deutete mit einer Hand vage in Richtung Flugsteig. “Ryanair wünscht Ihnen einen guten Flug.”
In diesem Sinne, offenbar gibt es selbst bei Kleinlichkeit eine Grenze.