Das Loch war ein einziges Lichtermeer. Es nieselte leicht während sich taghell beleuchtete Baukräne und anderes schweres Gerät dem widmeten, was heute von Werbestrategen die „neue Mitte“ Berlins genannt wird: dem Potsdamer Platz.
Es muss Ende Januar oder Anfang Februar gewesen sein und war daher schon relativ früh dunkel. Für mich war es das erste Mal dass ich Berlin besuchte. Mein Vater dagegen war schon von Berufs wegen etliche Male in Berlin gewesen. Er hatte uns für ein verlängertes Wochenende eine Ferienwohnung in Birkenwerder bei Oranienburg organisiert. Nach einer schier endlosen Fahrt über die A2, die damals mehr Baustelle als Autobahn war, waren wir am Nachmittag endlich angekommen. Wir hatten etwas gegessen, eine Runde durch den kleinen Ort gemacht und waren anschließend mit der S-Bahn bis Unter den Linden zum Brandenburger Tor und dann weiter zum Potsdamer Platz gefahren, der damals „größten Baustelle Europas“.
Das Ganze ist nun über zehn Jahr her, trotzdem stelle ich immer wieder fest, wie sich dieses erste Berlin-Bild irgendwo in meinem Hinterkopf konserviert erhalten hat. Oft sind es nur kurze Erinnerungssplitter, die plötzlich auftauchen, wenn ich durch die Stadt laufe und aus dem S-Bahn-Fenster gucke. Einzelne Orte, die ich irgendwie mit diesem ersten Besucht verbinde oder Gedanken, die ich damals gehabt haben muss.
Vieles hat sich seit meinem ersten Besuch geändert. Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich jetzt über den Potsdamer Platz laufe, aber auch wenn ich, dann doch mal (was selten vorkommt) die Kantstraße runter laufe, wo wir damals den ersten Tag mit einem Bier beendet haben.
Zwar war ich, bevor ich vor zwei Jahren dann hergezogen bin, noch öfter in Berlin, dieser erste Besuch hat mein Bild von dieser Stadt dennoch geprägt wie keiner danach. Selbst jetzt, wo ich hier wohne und meine Zeit nicht zuletzt damit verbringe, neuen Besuchern die Stadt zu erklären, kann und will ich es nicht abschütteln. Ich mag Berlin, alle beide.
In diesem Sinne, frohe Spurensuche!