Desillussionierend Gedankenwelten Tresenweisheiten

Zutiefst sinnvoll

Menschen sind Ordnungsfanatiker. Wir können nicht anders. Unablässig suchen wir nach Mustern in dem, was wir sehen, hören oder sonstwie erfahren. Stets versuchen wir allgemeine Erklärungen zu finden, warum B auf A gefolgt ist und sich daraus nun C ergibt. Vermutlich ist das genetisch bedingt. Sortieren wir unsere Welt nur gründlich genug, so meint unser Genom, wird uns das helfen, die theoretisch unendlich komplexe Wirklichkeit zumindest halbwegs greifbar zu machen. 

Schwierig wird es allerdings, wenn wir es übertreiben. Wenn wir uns nicht mehr mit bloßen Kausalzusammenhängen zufrieden geben und uns A, B und C nicht mehr reichen, sondern wir auch noch das D und vielleicht sogar einen gedachten Buchstaben X vor A zu suchen. Kurz: Wenn wir uns bemühen, den Dingen einen tieferen Sinn unterzuschieben.

Seien wir ehrlich: Meist haben sie den nicht. Und wenn sie ihn haben, würden wir ihn nicht erkennen. Jede A- bis D-Kette ließe sich ewig fortsetzen. Es wäre also zu kurz gegriffen, wenn wir in D schon einen tieferen Sinn ausmachen wollten, denn D führt letztlich auch wieder nur weiter zu E. Auch ist der Sinn doch irgendwie immer abhängig vom Standort. Was aus der Sicht der einen Person einen Sinn macht, ist für den anderen völlig sinnlos, weil für ihn die Folge eine ganz andere ist.

Konsequenterweise müsste ich, der diese Worte schreibt, die Sinnsuche aufgeben. Das scheint aber leichter gesagt als getan. Es hat schließlich etwas tröstliches, wenn man Sinn findet – selbst wenn es einem nur so vorkommt.

In diesem Sinne …

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Ja..es IST tatsächlich genetisch veranlagt, warum wir immer alles in einen kausalen Zusammenhang bringen müssen und versuchen zu sortieren. Habe ich in Psychologie gelernt. Täten wir das nicht, dann wären wir krank, nämlich schizophren ;-) Stelle ich mir äußerst unangenehm vor!

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