Gedankenwelten

Wiedersehen

Es muss die Kombination sein, die Buenos Aires großartig macht: argentinischer Flair vermischt mit europäischer Architektur, der südamerikanische Way of Life gemixt mit einer ganz eigenen Art. Buenos Aires war meine erste Station in Südamerika, und am liebsten wäre ich einfach dageblieben.

Zwar liebe ich es aufzubrechen, gleichzeitig fällt mir aber das Zurücklassen schwer. So war es auch damals. Ich liebte diese Stadt einfach. Meist, auch damals, hilft es mir, wenn ich mir sage, dass ich ja wiederkommen kann. Ohne dieses Mantra säße ich wohl noch heute täglich in einem Café am Plaza Dorrego im schönen Stadtteil San Telmo.

“Ich kann ja wiederkommen”, dieses Mantra hilft im übrigen nicht nur auf Reisen, sondern auch sonst im Leben. Orte, Menschen und Dinge, immer wieder ist man gezwungen, etwas hinter sich zu lassen um etwas neues zu beginnen. Sich bewusst zu machen, das fast nichts endgültig sein muss, macht es definitiv einfacher. Gelogen ist es trotzdem, zumindest manchmal.

Gucke ich zurück, bin ich beinahe schockiert, wie viele Dinge ich mit der Wiederkehr-Option auf den Lippen hinter mir gelassen habe, und von denen ich heute weiß, dass ich nicht wiederkehren werde. Oft war mir das in der Situation selber nicht einmal bewusst oder ich habe es geschickt verdrängt. Menschen, denen ich leichtfertig “bis bald” gesagt habe, und die danach für immer aus meinem Leben verschwunden sind. Orte, die ich mit Sicherheit nie wieder so vorfinden werde, wie damals, als ich sie verlassen habe – frei nach der griechischen Weisheit, dass man nicht zwei Mal in denselben Fluss steigen kann.

Eigentlich verrückt, dass ich trotzdem an dem Wiederkehr-Gedanke festhalte.
Andererseits auch wieder nicht. Wie hätte ich mir sonst die abgebildete Fahrkarte von Buenos Aires weg kaufen sollen? Wie sonst könnte ich einem wichtigen Menschen auf Wiedersehen sagen, wenn dieses Wiedersehen (warum auch immer) höchst fragwürdig ist?
Eine Welt ohne “Ich komme wieder” würde stillstehen, und ich hätte es nicht einmal zum Plaza Dorrego geschafft!

In diesem Sinne, auf Wiedersehen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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