Griechenland Reisewelten

Verfolgt von Fisch

Ich habe S. in Athen kennengelernt. Sie reist zusammen mit ihrem Freund. Und sie fuehlt sich verfolgt. Von ihrem Arbeitgeber. Der ist ein international agierender Telekommunikationskonzern, dessen Firmanname mit V beginnt und der sich selbst  einem aufdringlichen, roten Logo anpreist.

In Griechenland ist dieses Logo ueberall. Es prangt auf den Mini-Eisenbahnen, die in Wirklichkeit kleine Autos mit vielen Aanhaengern sind und als Sightseeing-Zuege durch Athen tuckern. Ausserdem schmueckt es die kompletten Seiten zahlreicher griechische Faehren – rund 200 Meter lange und sieben oder acht Etagen hohe Ungetueme. Eben so gross ist hier auch das V.-Logo.

Auch ich habe inzwischen Verfolgungswahn. Im Traum wurde ich kuerzlich von Tintenfischarmen gejagt. Der Grund koennte ein Trick sein, mit dem griechische Gastronomen auf Naxos (und vermutlich auch noch auf weiteren Inseln) um Kundschaft buhlen: Sie haengen abgeschnittene Octopus-Arme zum Trocknen auf Waescheleinen vor ihre Lokale. Im Reisefuehrer wird das in einer Bildunterschrift noch als Besonderheit angepriesen. “Seht her, die sind so frisch, dass sie noch trocknen muessen, bevor ich sie Euch serviere”, soll das wohl heissen.

Das Problem dabei: Der Trick scheint zu funktionieren. Immer mehr griechische Lokale werben daher mit auf Waescheleinen haengenden TIntenfischtentakeln. Und nicht nur die werden ausgestellt: Schlendert die Hafenpromenade von Naxos entlang, wimmelt es nur so von aufwaendig drapierten Schwertfischen, deren Schwerter sich den hungrigen Touristen entgegenstrecken, und sonstigen, hinter Plexiglas auf Eis liegenden Fischen und Meeresfruechten. Selbst das griechische Nationalgericht, Souvlaki (Fleischspiesse), wird inzwischen roh ausgestellt. Dem Geschmack tut das keinem Abbruch – offensichtlich aber sehr wohl meinem Schlaf.

In diesem Sinne, morgen geht es auf die naechste Insel …

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Von sowas bekommt man Alpträume :D
    Ich finde die Idee mit den Tentakeln eigentlich ganz lustig, aber werden die danach auch verwertet? also gegessen?
    Ansonsten empfinde ich das als Verschwendung, wenn man einfach Fische als Deko aufhängt.

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