Gedankenwelten

Zuhause weit weg oder: Über Heimat bis zum Horizont

Da ist dieser eine Eintrag in der Notizen-App, der mich beschäftigt. Seit Jahren schon sammle ich hier die Ideen für dieses Blog. Ein paar Sätze hier, ein Foto dort, vielleicht auch nur einige Stichworte, die mir gerade durch den Kopf gehen. Viele davon schaffen es niemals von meinem Handy bis zu Deinem Bildschirm. Sie bleiben ewige Fragmente.

Normalerweise stört mich das nicht. Nicht jeder nachts um halb drei hingeschmierte Gedanke ist mir so wichtig, dass ich unbedingt etwas daraus machen müsste.

Dieser eine ist es aber schon – und doch kriege ich ihn seit Jahren nicht gefasst. Dabei besteht er nur aus zwei Worten. Zwei Worte, von denen ich eines sogar weglassen könnte.

Da steht: “Über Weite”.

Weite. Lange wusste ich gar nicht, was es ist, was mich so fasziniert. Wenn ich mit dem Auto in Richtung Norden fahre, von der A1 auf die A29 fahre, um dann irgendwann auf Bundes- und Landesstraßen zu wechseln, fühlt sich das für mich immer an, als käme ich nach Hause. Ich habe nie dort oben gewohnt, nur regemäßig Urlaub gemacht, trotzdem ist es so.

Heute weiß ich: Es hängt zumindest zum Teil mit der Weite zusammen, die ich dort fühle. Irgendwann, ich kann den Punkt gar nicht genau benennen, öffnet sich das Land. Von schmalen Wassergräben durchzogene Wiesen bestimmen die Landschaft. Selbst die Deiche, die die Sicht verstellen, stören nicht. Sie gehören dazu. Außerdem weiß ich ja, dahinter ist vor allem eines: noch mehr Weite.

Ein ganz ähnliches Gefühl habe ich regelmäßig in den USA. Die Male, die wir mit dem Auto durch den Westen der Vereinigten Staaten gefahren sind, gab es immer wieder diese Sehnsucht: raus aus der Stadt.

So gerne ich Orte wie San Francisco, San Diego oder Los Angeles (ja!) mag. Nach ein paar Tagen ist immer dieses Bedürfnis da. Ich möchte endlich das spüren, wofür dieses Land nicht zuletzt steht: die Weite. Wenn der Horizont die einzige Grenze ist, die man sehen kann, und die Straße dahinter trotzdem weitergeht, dann fühle ich mich befreit. Zuhause.

In diesem Sinne, gute Reise nach Hause!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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