Papawelten

Doppelt Papa oder: Warum meine ältere Tochter nun “Kipplaster” heißt

Tochter (4): Papa, kannst Du mir Geld geben?

ich: Wofür brauchst Du denn Geld?

Tochter (4): Für mein Sparschwein!

ich: Warum möchtest Du Geld in Dein Sparschwein tun?

Tochter (4): Wenn Du mir Geld für mein Sparschwein gibst, dann kann ich immer für alles bezahlen und Du musst nicht mehr arbeiten gehen!

Eines muss man ihr lassen: Ihre Logik hat etwas für sich. Als ich ein Kind war, habe ich mir gewünscht, dass mein Vater einen dieser zwei Berufe ausübt: Eisverkäufer – oder Ampeleinschalter.

Als Eisverkäufer hätte er mir immer ganz viel Eis von der Arbeit mitbringen können. Als Ampelanschalter wiederum müsste er nur morgens einmal kurz zur Arbeit fahren und den Knopf drücken, der alle Ampeln anschaltet. Abends müsste er dann nochmal kurz hin, um alle Ampeln wieder auszuschalten. Während der restlichen Zeit könnte er mit mir spielen. Allerdings gäbe es dann natürlich weniger Eis.

Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie meine beiden Töchter sich die Welt erschließen. Als ich kürzlich meiner Zweijährigen erklären wollte, dass wir keinen Schokojogurt mehr hätten, stapfte diese entschlossen zum Kühlschrank, öffnete die Tür (keine Ahnung, woher sie so viel Kraft nimmt, bestimmt machen das die Schokojogurts) und forderte mich auf, sie hochzuheben. Dann zeigte sie mir die Stelle, wo wir die Schokojogurts hinter ein paar gesunden Lebensmitteln versteckt hatten.

Die Vierjährige dagegen ist inzwischen zur begeisterten Auto-Beifahrerin geworden. Von ihrem Kindersitz auf der Rückbank gibt sie dann Anweisungen. Sie sagt mir aktuelle Tempo-Limits durch, meist korrekt übrigens, bestimmt das Musikprogramm (“No Surrender” von Bruce Springsteen ist ihr all-time-favorite – Geschmack hat sie also!) und wiederholt zuverlässig die wichtigsten Navi-Durchsagen (“Papa, Du musst rechts abbiegen. Reeeeechts!). Auch Parksünder erkennt sie zuverlässig. Etwas geschockt war sie, als ich ihr gestand, auch schon einmal einen Brief von der Polizei bekommen zu haben. “Mama, Mama, Papa ist zu schnell gefahren”, machte sie unverzüglich Meldung, als wir wieder zuhause waren.

Überhaupt spielen Regeln eine immer wichtigere Rolle. Sind sie doch so herrliche Totschlagargumente, zumindest aus Kindersicht. “Wer nicht will, der muss auch nicht!” empörte sie sich kürzlich, als ich sie überzeugen wollte, den Schlafanzug anzuziehen. “Lauter doofe Leute hier”, schimpfte sie kurz darauf, als klar war, nun nicht mehr verhandelt, sondern geschlafen würde.

Nach dem Aufwachen folgte dieser Dialog:

Tochter (4): Papa, können wir für mich ein Pferd bestellen?

ich: Ich fürchte, Pferde kann man nicht einfach bestellen. Die passen ja auch gar nicht in die Pakete.

Tochter (4): Doch. Die werden dann von einer Herreiterin hergeritten.

ich: Aber wo soll das Pferd denn wohnen. Für unsere Wohnung ist es doch ein bisschen groß.

Tochter (4): Es kann doch auf der Wiese auf dem Weg zum Kindergarten stehen.

ich: Aber wer kümmert sich denn um das Pferd, wenn Du im Kindergarten bist?

Tochter (4): Ihr macht das, Du und Mama.

ich: Aber wir sind dann doch arbeiten.

Tochter (4): Dann kümmert sich die Herreiterin so lange um das Pferd. Können wir jetzt bestellen? Es soll grau und braun sein und mit Glitzer.

Ich fürchte mich ein bisschen davor, wenn es auf die Pubertät zugeht. Wenn meine beiden Töchter sich rhetorisch in dem Tempo weiterentwickeln, habe ich spätestens dann keine Chance mehr gegen sie.

Immerhin, manche Wünsche sind tatsächlich einfach zu erfüllen. “Papa, ich möchte nicht, dass Du mich immer Maus nennst”, erklärte die heute Vier-, damals Dreijährige mit entschiedener Stimme und sah mir dabei fest in die Augen.

“Wie möchtest Du denn genannt werden?”, fragte ich. Kurzes Überlegen, dann ein Strahlen: “Kipplaster!”. OK, Kipplaster.

In diesem Sinne, Kindermund und so … mehr Papa-Content gibt es hier in der Übersicht.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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