Sie muss das sagen. So war die Vorgabe. Vielleicht hatte es sogar eine Schulung dazu gegeben. “Möchten Sie noch Bargeld abheben?” ist einer dieser Sätze, den ich an der Kasse meines Stamm-Supermarktes bestimmt schon tausend Mal gehört habe. Übertroffen wird diese Frage nur von “Sammeln Sie Treuepunkte?”, denn den bekommt man auch dann zu hören, wenn man für unter 20 Euro eingekauft hat.
Die Kassiererinnen (meist sind es Frauen) spulen diese Sätze automatisch ab. Bei der Bundeswehr habe ich gelernt, im Stehen zu schlafen – im Supermarkt lernt man vermutlich, im Schlaf zu sprechen. An sich ist das auch nicht schlimm. Ich bin sogar sicher, dass ich die Frage nach den Treuepunkten inzwischen ebenfalls schlafend beantworten könnte.
Anders ist es bei den Kunden, deren Deutsch noch in den Kinderschuhen steckt. Davon gibt es in meinem Stammsupermarkt nicht wenige, denn er liegt mitten im Einzugsbereich der hiesigen Uni und wird daher auch regelmäßig von Gaststudenten aus dem Ausland frequentiert. Gerade am Anfang ihres Auslandssemesters sind diese oft merklich erleichtert, dass sie den zu zahlenden Betrag einfach vom Display der Kasse ablesen können – und werden dann mit einer ganzen Reihe von Fragen bombardiert, die sie nicht verstehen, die aber für den Abschluss des Einkaufsvorgangs enorm wichtig zu sein scheinen.
In welchem Semester lernt man Wörter wie “Treuepunkte” oder “Kassenbon”? Ich weiß es nicht. Sehr spät vermutlich. Und darum prallt in deutschen Supermärkten auch immer wieder deutsche Supermarkt-Corporate-Sprachindentity auf harmlose Kunden. Übrigens nicht nur auf die.
In diesem Sinne, keine Treuepunkte, bitte.