Reisewelten USA

Panguitch II

Es war komisch, wieder hier zu sein. Zumal es erst ausgesehen hatte, als würde es dieses Mal zumindest mit der Übernachtung nichts werden: Panguitch war ausgebucht!

Ausgerechnet dieser kleine Ort, der im Reiseführer nur nebenbei erwähnt wird (in manchen Ausgaben gar nicht), für uns aber trotzdem sinnbildlich für das stand, was uns bei unserer ersten Western-USA-Tour vor zwei Jahren so gefallen hatte: diese unglaubliche Weite, nur unterbrochen von den kleinen Ortschaften, in denen der Highway zugleich Haupt- und Durchgangsstraße ist. Spontan hatten wir damals zwei Nächte hier verbracht. Und jetzt das: Kein freies Motel mehr zu bekommen.

Vielleicht lag es daran, dass Samstag war und Panguitch, wenn auch vom Reiseführer vernachlässigt, der perfekte Ausgangspunkt für einen Ausflug in den Bryce Canyon Nationalpark ist. Möglicherweise waren wir auch einfach zu spät dran. Statt in Panguitch übernachteten wir also in einem Ort mit dem schönen Namen Beaver (worüber ich vielleicht später noch schreiben werden), reservierten aber online direkt für die nächste Nacht ein Zimmer in Panguitch. Auch der Zion Nationalpark ließ sich von dort schließlich gut erreichen.

Das Motel vom letzten Mal war nicht mehr frei, dafür ein anderes Haus nahe dem Ortseingang. Das Foto oben habe ich am Türrahmen unseres Zimmers lehnend mit dem Handy gemacht. Das war, kurz bevor die Horde Kinder mit dem Eselkopf vorbei gerannt kam. Die Maske, ein kleines Kunstwerk aus Stoff und Plüsch, sah einem echten Eselkopf verblüffend ähnlich und ließ sich vollständig über den Kopf ziehen. Keine Ahnung, was die Kids damit bezweckten. Aber offensichtlich hatten sie Spaß.

Später gingen I. und ich durch den Ort, um etwas zu essen. Vor zwei Jahren hatten wir hier in einem BBQ-Laden ein tolles Abendessen bekommen. Doch heute war Sonntag und (fast) ohne Ausnahme alles geschlossen, inklusive aller Restaurants. Tatsächlich schienen eine ganze Reihe der wenigen Geschäfte an der Hauptstraße auch gar nicht mehr öffnen zu wollen. Schilder im Schaufenster kündigten Geschäftsaufgabe und Alles-muss-raus-Verkäufe an.

Geöffnet war nur die Tankstelle an der Ecke Main Street – Center Street, wo der schnurgerade nach Süden verlaufende Highway einen 90-Grad-Knick in Richtung Osten macht. Die hatte dafür aber sogar ein paar Tische im Verkaufsraum stehen. Dazu gab es eine Art Warmhaltetheke, wo hinter Plexiglas frittierte und anschließend verschieden marinierte Hähnchenflügel lagen. Dazu gab es eine Auswahl scharfer Soßen, die allesamt in kleine Plastikverpackungen eingeschweißt waren, und ebenfalls frittierte Kartoffelecken, die pro Stück bezahlt werden mussten.

Es war vielleicht nicht das beste Essen unserer Reise, aber mit Abstand das preiswerteste. Irgendwas um die neun Dollar haben wir für zwei Personen bezahlt. Und irgendwie hatte es ja auch was, mit Blick auf die Zapfsäulen Hähnchenflügel zu abzuknabbern, während die Dorfjugend auf Fahrrädern ihre Runden um die Tankstelle drehte.

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, Panguitch!

PS: Mehr USA-Berichte und Bilder gibt es hier.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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