Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich habe Euch heute noch gar nicht gezeigt, was ich heute an hatte. Dabei gehört das doch längst zum guten Ton – zumindest unter Bloggern. Und welche Hose ich vergangene Woche gekauft habe, wisst Ihr auch noch nicht.
Keine Sorge, ich werde diese schrecklichen Wissenslücken nicht schließen. Dafür bin ich viel zu fasziniert – von all den „Modeblogs“, die in den vergangenen Monaten aus dem Boden gestampft wurden und nun das WWW bevölkern. Modeblogs (oder auf Neudeutsch: Fashionblogs) muss einfach die Zukunft gehören, so schnell wie sie sich im Web 2.0 verbreiten.
Vielleicht ist es, weil ich ein Mann bin. Die Begeisterung, mit der manche Frauen praktisch täglich ihre jeweilige Kleidung posten („Outfitpost“), die Eröffnung von neuen Geschäften zelebrieren („Primark“, „Topshop“) oder ihre neuesten Einkaufserrungenschaften/ -wunschlisten veröffentlichen, verwirrt mich einfach. Genau so, wie es mich durcheinander bringt, wenn beinahe zärtlich ein neuer Nagellack beschrieben und/oder ein neuer Lidschatten hervorgehoben wird.
Teil der Verwirrung ist allerdings, wie erfolgreich das funktioniert! Modeblogs sind für viele Firmen längst ein wichtiger Marketing-Bestandteil. Bezahlte Gewinnspiele, Einladungen zu Fashion-Weeks oder Produktproben sind üblich. Gilt die Empfehlung auf einer privaten Webseite doch um ein Vielfaches mehr als ein banaler Werbespot oder ein blinkender Banner auf irgendeiner Webseite.
Insbesondere für viele Frauen und (vor allem?) Mädchen gehört das Bloggen inzwischen ganz automatisch zum Leben dazu. Das Gefühl bekommt man jedenfalls, wenn man sich mal eine Weile von Blog zu Blog geklickt hat. Kein Wunder: Mussten Frauen früher noch hoffen, dass das Lieblingsoutfit auch wahrgenommen wird, können sie es heute einfach ins Internet stellen – am besten noch zusammen mit zwei, drei Alternativen.
Und ich? Wie gesagt: ich habe ein schlechtes Gewissen. Ihr wisst nun immer noch nicht, welche Hose ist gerade anhabe.
In diesem Sinne, bitte untenrum freimachen!