Gedankenwelten Zeitreisen

Lebenslang

Manchmal bin ich acht Jahre alt. Ich bin größer, wohl auch ein bisschen schwerer und irgendwie auch erwachsen geworden. Trotzdem bin ich immer noch ich – vor über 22 Jahren.

Wenn man Kind ist, hat das Wort “erwachsen” einen ganz besonderen Klang. Erwachsene dürften selbst entscheiden, wann sie abends ins Bett gehen. Ihnen schreibt auch niemand vor, was sie vorher im Fernsehen gucken dürfen und was nicht. Dass auch Erwachsene mal Kinder waren ist schwer vorstellbar.

Andererseits scheint auch das eigene Erwachsen-Sein seltsam surreal. Dass man sich irgendwann mit Dingen wie Wohnungssuche, Steuererklärung und Arbeitsplatz rumschlagen wird, weiß man vielleicht auch schon mit acht. Dass man dann immer noch derselbe Mensch ist, wollte zumindest mir damals nicht so recht in den Kopf.

Wenn man erwachsen ist, dann hat man doch keine Angst mehr. Man zweifelt auch nicht oder weiß etwas nicht. Erwachsen zu sein, dass ist etwas ganz anderes als Kind sein – von jetzt auf gleich.

Es dauert eine Weile – und ehrlich gesagt bin ich immer noch manchmal überrascht – bis man feststellt: Erwachsen wird man sein Leben lang. Vielleicht hat man irgendwann keine Angst mehr vor den Monstern, die nachts im Schrank oder unter dem Bett lauern. Dafür können einem andere Sorgen den Schlaf rauben. Möglicherweise kostet es keine Überwindung mehr, alleine zum Einkaufen in den Supermarkt geschickt zu werden. Dafür graut es einem vor einem Behördengang, den man lieber nicht machen würde.

Kurz gesagt: Erwachsen zu werden ist immer relativ. Vielleicht ändern sich die Themen, die Denkmuster bleiben aber gleich. Ebenso ist es mit den Gefühlen, auch wenn vielleicht die Anlässe nun andere sind. Erwachsen? Klar! Aber eben kein neuer Mensch.

In diesem Sinne, Gruß an früher!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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