Gedankenwelten

Kleinigkeiten

Ein Sprichwort besagt, selbst der größte Dummkopf könne mehr Fragen stellen als der schlauste Mensch zu beantworten vermöge. Gerade dieser Umstand mache Prüfungen zu einer so unangenehmen Einrichtung. Eine solche habe ich morgen vor mir: die mündliche Verteidigung meiner Masterarbeit.

Es wäre gelogen, würde ich behaupten, das würde mich völlig kalt lassen. Trotzdem hält sich meine Anspannung noch in Grenzen und das wiederum macht mich dann doch etwas nervös.

Sollte ich nicht aufgeregter sein? Meine alten Unterlagen durchblätternd wild im Zimmer auf und ab laufen? Verzweifelt im Spätverkauf nach Baldrian fragen oder wenigstens mit dem Rauchen anfangen? Immerhin, und das sage ich mir seit Tagen, ist das nun die endgültig letzte Hürde vor dem zweiten und wohl auch letzten Uni-Abschluss.

Es ist schon ein paar Monate her, dass ich meine Masterarbeit im Prüfungsamt abgegeben habe. Wie schon vor Jahren beim Einreichen meiner Bachelor-Arbeit ein trockener, bürokratischer Vorgang, der so gar nichts von der Magie hatte, die einem solchen Moment doch eigentlich innewohnen sollte. Ich hatte das Gefühl, als würde ich eine Postkarte einwerfen und nicht das hart erarbeitete Ergebnis monatelangen Brütens über Büchern und Fachzeitschriften.

Ich habe keine Ahnung, wie die Verteidigung morgen ablaufen wird, stelle aber nicht ohne Trauer fest, dass gerade die entscheidenden Momente im Leben einen Hang dazu haben, eher nebenbei zu passieren. Erinnere ich mich zum Beispiel an mein Abitur so war es doch nicht der pseudo-pompöse Abiball, sondern eher das Abgeben der letzten Klausur oder vielleicht auch der letzte wirkliche Schultag, die rückblickend zählen.

Fragt man verheiratete Paare nach Ihrer Geschichte, beginnt diese in der Regel mit dem ersten Kennenlernen. Die Hochzeit, der doch eigentlich und vermeintlich größte Moment, tritt dagegen in den Hintergrund und macht Platz für ein zufälliges Anrempeln in der U-Bahn, ein gemeinsames Uni-Seminar oder die Party des besten Freundes, wo man den oder die Auserwählte getroffen hat.

Ich bin ein Fan von Kleinigkeiten, mir gefallen die kleinen Dinge, die kaum auffallen, aber letztlich doch bedeutsam sind. Irgendwie beruhigend, dass es im Endeffekt vielleicht gerade diese Dinge sind, die das Leben bestimmen und ausmachen.

In diesem Sinne, drückt mir die Daumen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert