Gedankenwelten

Heiratsantrag

Es war Hochzeit Nummer drei, die kürzlich in meinen Briefkasten flatterte. Irgendwie hat sie mich beruhigt. Mein Cousin, der zur internationalen Trauung nach Neuseeland einlädt, ist immerhin gut sechs Jahre älter als ich. Ein Alter, wo mir das Heiraten vertretbar scheint.

Anders sind Nummer eins und zwei, ebenfalls auf 2008 datiert. Leute, die das Leben neben meinem Düsseldorfer Studium maßgeblich geprägt haben, die ich mit vielen Männern respektive Frauen habe knutschen und manchmal danach verschwinden sehen hab. Menschen, denen ich nur das Beste wünsche, deren Entscheidung, sich gegenseitig Ringe anzustecken, mich freut und trotzdem ans Grübeln bringt.

Sind wir wirklich schon so alt?
Vor Ewigkeiten bin in Uniform durch kosovarisch-albanisches Niemandsland gekraxelt. Schon seit Jahren eine eigene Steuererklärung. Ich wohne ein paar hundert Kilometer von meinen Eltern weg und genieße es, dass mir niemand sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Klar würde ich mich als erwachsen bezeichnen. Aber so erwachsen? Heiraten – das hat doch irgendwie eine andere Dimension, oder?

Verheiratet sind (oder zumindest waren) Eltern. Sie bewegten sich damit in einer Sphäre, in der man sich selber niemals verorten konnte. Egal wie eng jeweilige Beziehung war, egal wie ernst man das “für immer” gemeint hat, wenn man es liebestrunken gesagt oder auch geschrieen hat, es war doch etwas anderes als das Verheiratet der Eltern.

Plötzlich kippt das. Die Zahl derer in meinem Bekannten- und Freundeskreis, die nicht nur zusammen, sondern verheiratet sind, scheint unaufhaltsam zu wachsen. Komisch, wie schnell das geht. Ob ich mir eher Sorgen machen sollte, weil alle heiraten, oder dann doch lieber, warum ich es (noch?) nicht tue?

In diesem Sinne, frohes Heiraten!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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