Gedankenwelten Nachtschicht

Geschenkt verschenkte Tage

Heute habe ich kein Zeitgefühl.
Erst habe ich mich nach der Nachtschicht mit der Kollegin von der Frühschicht festgequatscht. Als ich gegen zehn zu Hause war, konnte ich erst nicht einschlafen, dann hat das mit dem Ausschlafen nicht funktioniert. Zwar stelle ich mir ohnehin nach der Nachtschicht normalerweise den Wecker, damit ich nicht erst am Abend wieder aufzuwache und nach dem Frühstück direkt wieder ins Bett gehen kann.

Allerdings wache ich meist schon vor dem Weckerklingeln wieder auf. Heute fand dieses von-selbst-Aufwachen allerdings besonders früh statt, gegen kurz nach zwei oder, anders gezählt, nach knapp drei Stunden Schlaf. Das ist wenig, noch weniger ist es allerdings, wenn man die Nacht davor nicht geschlafen hat.

Schlimm finde ich es trotzdem nicht. Das Schöne ist nämlich, trotz Nachtschicht hatte ich so noch beinahe einen ganzen Tag übrig.

Der Nachteil: wirklich viel habe ich nicht auf die Reihe gekriegt. Ich habe gefrühstückt und mich wieder mal gefreut, dass es in Berlin gleich mehrere Sonntagszeitungen gibt. Ich habe im Internet gesurft und die Simpsons geguckt. Ein paar Mal habe ich das Dokument “Masterarbeit.docx” geöffnet, dass recht prominent in der Mitte meines Desktops liegt, freilich ohne wirklich weiter zu kommen.

Ich habe gechattet, habe mir was zu Essen gemacht und nun überlege ich, ob ich nachher noch wach genug bin, jemanden zu treffen, der heute Nacht erst recht spät aus London zurück kommt. Kurz: lauter Dinge, die nicht wirklich produktiv sind oder gar sinnbehaftet, aber schön.

Über die Müdigkeit im herkömmlichen Sinne bin ich weg, statt dessen fühle ich mich angenehm ruhig und herrlich entspannt. Ich weiß, dass morgen neben einer weiteren Nachtschicht allerlei Zeugs darauf wartet, erledigt zu werden.

Aber nicht heute. Heute ist geschenkt und heute darf ich verschenken, vertrödeln und die der Müdigkeit geschuldete Entspannung genießen.

In diesem Sinne, frohes Ausruhen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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