Das Kind lachte – und es kotzte. Zum Glück nicht gleichzeitig, sondern abwechselnd. Mit einer Freundin hatte ich im Biergarten der “Alten Bank” in der Karlsruher Innenstadt gesessen, als es vorbeikam. Wie eine menschliche Hängematte hing der vielleicht sechsjährige Junge zwischen Eltern und Geschwistern, die jeweils ein Arm oder ein Bein gegriffen hatten und ihn so gemeinsam trugen und hin und her schaukelten. Bis er kotzte.
Zwei Mal erbrach sich der Junge, dem das wilde Hin und Her dann wohl doch zu viel geworden war, auf den Bürgersteig neben dem Biergarten. Ein durchaus beeindruckendes Spektakel. Ich jedenfalls hätte nicht erwartet, dass in das Kind überhaupt so viel halb-Verdautes reinpassen könnte. Richtig spannend wurde es allerdings danach.
Der Junge selbst nahm seinen kleinen Ausbruch offenbar recht gelassen. Sowohl zwischen dem ersten und dem zweiten Kotzen als auch danach lachte er fröhlich. Auch seine Eltern und Geschwister fanden das alles augenscheinlich sehr amüsant. Nicht so dagegen die diversen Fußgänger, die dem kotzenden Jungen in den folgenden zwei Stunden nachfolgten.
Es ist schon erstaunlich, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, einem auf dem Bürgersteig liegendem Mageninhalt auszuweichen – und wie viele Rückschlüssen man davon auf den jeweiligen Menschen ziehen kann.
Angefangen beim lässig-ignorierenden drum-herum-Gehen bis hin zum aufwendigen Vorbeistöckeln, das mit einem lauten Quietschen begleitet wird. Vom angewiderten Riesenschritt bis hin zum erschrockenem zur-Seite-Springen, wenn der- oder diejenige die Essensreste erst in letzter Sekunde bemerkt hat. Nicht zu vergessen: die ständige Spannung! Bemerkt der nächste Fußgänger die drohende Gefahr – oder tritt er mitten hinein?
Lange Rede, kurzer Sinn: Es wurde nicht langweilig. Jeden Tag muss ich das trotzdem nicht haben …
In diesem Sinne, auf einen stabilen Magen!