Gedankenwelten

Gehirnsurfen

Manchmal betrachte ich mein Gehirn in Großaufnahme. Natürlich nicht wirklich, denn dafür müsste ich wohl meinen Kopf aufschneiden und eine Kamera reinhalten – keine besonders schöne Vorstellung also. Trotzdem habe ich hin und wieder das Gefühl, wie ein elektrischer Impuls kreuz und quer durch das neuronale Gewusel in meinem Kopf zu schwirren.

Mal rein biochemisch gesprochen ist Denken keine besonders aufregende Sache. Unsere Sinne liefern unserem Gehirn Input in Form von kleinen Stromstößen, die unsere Nervenbahnen entlang rasen und anschließend verarbeitet werden. Zum Beispiel, indem sie mit anderen Eingaben verknüpft werden. Funktioniert eine Verknüpfung – etwa “Ofen” und “heiß” – bleibt sie bestehen. Funktioniert sie nicht, verkümmert sie und verschwindet schließlich. (Ich weiß, ganz so einfach ist das nicht – Hirnforscher mögen mir trotzdem diese Simplifizierung nachsehen).

An seine Grenzen stößt das Gehirn, wenn es einfach mal nichts tun soll – im Volksmund wird dieser Zustand auch Langeweile genannt.

Das Gehirn kann aber nicht nicht-denken. Hat das Gehirn keine Aufgabe, beginnt es wahllos Verbindungen auszuprobieren – vielleicht lohnt es ja, die eine oder andere davon auszubauen? “Ofen” – “heiß” ist offensichtlich. Aber von “Ofen” gibt es doch auch eine Nervenbahn zu “Ferienwohnung” (mit Ofen). Von dort geht es weiter nach Holland (wo die Ferienwohnung war) zu Fahrrad (ist man da ständig gefahren) zu Schwimmbad (einer der Wege, die man mit dem Fahrrad gefahren ist) zu Melanie (hat man in dem Schwimmbad kennengelernt), …

An manchen Abenden habe ich das Gefühl, dieses Verknüpfen im wahrsten Sinne des Wortes “live” mitzuerleben – und bin dann immer wieder erstaunt, von welchem Punkt in meinem Kopf ich auf welchen Wegen zum nächsten komme. Mit anderen Worten: Der Ofen ist nur der Anfang!

In diesem Sinne, frohes Denk-Denken!

PS: Ja, das auf der Fotomontage bin ich – ist allerdings ein paar Jahre und ein paar tausend Kilometer her.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Kenne ich selbst nur zu gut. Ich frage mich dann immer, wie ich jetzt eigentlich beim letzten Gedanken angekommen bin.
    Interessant ist das Buch von Manfred Spitzer, “Gehirnforschung: Lernen und die Schule des Lebens”. Lese ich grade und es ist spannend geschrieben.

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