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Extrascharf

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jetzt.de zwingt mich zu diesem Eintrag. “Jungs, esst Ihr wirklich so gerne scharf“, will jetzt-Schreiberin Kathrin Hollmer hier von ihren männlichen Artgenossen wissen. “Mögt ihr euer Essen wirklich so scharf, oder esst ihr das nur nur, weil ihr uns beeindrucken wollt? Weil: Wir mögen euch auch, wenn ihr die mittelscharfe Currywurst bestellt. ”

Zwar wollen wir euch mit dem Schwingen der Tabascoflasche nicht direkt beeindrucken“, antwortet jetzt-Schreiber Christian Helten. Ein gewisser Sport- oder eben Wettbewerbsfaktor sei beim Thema scharfes Essen aber schon vorhanden.

Wirklich? Ich esse gerne scharf. Allerdings habe ich das noch nie unter einem sportlichen Aspekt gesehen. Eher hat mich die lange Liste mit E-Zusatzstoffen beunruhigt, die jede Flasche “Flying Goose” scharfe Asia-Soße schmückt. Bislang hatte ich auch nicht das Gefühl, mit der Entscheidung für ein “extra-scharf” (drei Chilies in der Speisekarte) sonderlich Eindruck beim anderen Geschlecht zu schinden.

Extra-scharf esse ich trotzdem gerne. Vielleicht weil es mich an Südostasien erinnert. Schweißperlen auf der Stirn während irgendwo im Restaurant die Raubkopie eines Hollywood-Blockbusters über den Fernseher flimmert – für mich ist das bis heute Bangkok. Höre ich einen unsauber eingestellten Motorrollermotor, denke ich an Vientiane und die allabendlich neu improvisierten mobilen Restaurants am Mekong River. Scharf hieß hier nichts anderes als eben das: scharf. In der Regel steht es allerdings nicht dabei.

Dass mir in Deutschland trotzdem das Herz aufgeht, wenn ich ein asiatisches Restaurant gefunden habe, das die Chilischoten auf der Karte ernst meint, hat vor allem etwas mit Fernweh und Reisegefühlen zu tun. Und dass scharfes Essen sowieso glücklich macht, kann man hier in einem älteren Artikel aus der Online-Ausgabe von Die Welt nachlesen.

In diesem Sinne, ich bin dann mal essen.

PS: Den eingangs zitierten Tweet habe ich übrigens vor einigen Monaten bei @kopfscheu entdeckt. Danke dafür!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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