Fremde Federn Gedankenwelten Presseschau

Ernsthaft

Wieso jetzt drei? Die braunen Augen der Kellnerin funkeln fragend und belustigt zugleich, während sie die drei Weißbiere auf dem Biergartentisch platziert. Der freundliche Hobby-Übersetzer grinst: Naja, so gut ist mein japanisch auch wieder nicht …

Werbeunterbrechungen sind etwas nerviges, zumindest meistens. Allerdings gibt es zwischen dem Wirrwarr aus Katzenfutterreklame , Programmvorschauen und Ich-bin-doch-nicht-blöd-Gelaber auch immer mal wieder überraschend nette Kurzfilme. (Dass gerade Biermarken hier besonders oft punkten, lasse ich jetzt einmal unkommentiert.)

Warum mir gerade dieser Paulaner-Spot gerade durch den Kopf geht hat einen einfachen Grund: die grimmig dreinschauenden Berliner und, schlimmer noch, die noch grimmiger guckenden deutschen Touristen.

Kinder lachen ungefähr 450 Mal am Tag. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – denn Erwachsene bringen es im Schnitt gerade mal auf 15 Lacher in 24 Stunden. Ich weiß nicht, warum das so ist.Manchmal kommt es mir vor, als würden wir irgendwann in der Pubertät Ernsthaftigkeit mit Erwachsen-Sein gleichsetzen. Als wäre es ein Zeichen besonderer Reife, wenn man der Welt nur noch mit ausgesuchter Schwere entgegen treten kann.

Ich sehe das anders. Darum mag ich den Paulaner-Spot. Sowohl der (vermeintlich) übersetzende Bayer als auch die Bier servierende Kellnerin sind nicht ernst. Im Gegenteil, beide scheinen das Leben und die Welt mit einer Gelassenheit zu betrachten, die ich mit viel öfter für mich selber wünschen würde.

Humor ist der Schwimmgürtel auf dem Strom des Lebens hat Wilhelm Raabe einmal formuliert. Recht hat er! Humor ist eine Art, sich gegen das Universum zu verteidigen behauptet Mel Brooks. Auch dem stimme ich zu! Denn: Zumindest manchmal hilft es, alles einfach nicht ganz so ernst zu nehmen. Inklusive sich selber, übrigens.

In diesem Sinne – keep on whistling!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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