Den Motor hatte ich ziemlich wahllos platziert. Auf meinem Blatt Papier klebte er etwas schief zwischen Vorderachse und vorderer Stoßstange. Kolben, Zündkerzen, Kühlung – im Großen und Ganzen war alles da.
Ob es auch wirklich zusammenpasste, war mir nicht so wichtig. Welcher Großkonzern würde sich schon mit solchen Kleinigkeiten aufhalten, wenn ich, immerhin schon stolze achteinhalb Jahre alt, das erste unsichtbare Auto der Welt präsentierte? Das Geheimnis: perfekt angeordnete Spiegel.
Als Kind war ich ein leidenschaftlicher Erfinder. Ich konstruierte nicht nur unsichtbare Autos, sondern auch ausfahrbare Rolltreppen in Spazierstöcken, tiefseetaugliche U-Boote und unkaputtbare Fahrradbremsen. Akribisch wurde jede meiner Erfindungen in einem kleinen, gelben Ringbuch festgehalten. Schnell reihte sich hier Konstruktionsplan an Konstruktionsplan – einer genialer und ausgeklügelter als der andere.
Ich gebe zu, ich habe damals wirklich geglaubt, ich könnte diese Ideen irgendwann umsetzen. Erfinder schien mir, neben Schriftsteller und Journalist, ein recht reizvoller Beruf zu sein. Einerseits rausgehen, die Welt entdecken und darüber schreiben, andererseits tagelang im stillen Kämmerchen sitzen und vor sich hinbasteln. Konnte es etwas Schöneres geben?
Dass sich dieser Plan nicht so einfach verwirklichen lassen werden würde, wurde mir mit dem Einsetzen der Pubertät klar. Für ein Kind ist es leicht, zu träumen. Mit den Hormonen kommt allerdings früher oder später die Selbsterkenntnis: So einfach ist das alles nicht. Egal wie genial ein Plan ist, man kann trotzdem damit auf die Nase fallen. Das gilt auch und vielleicht gerade für unsichtbare Autos.
In diesem Sinne, jemand Interesse an einem fliegenden Bleistift?
PS: Diese Eintrag soll mir den Kopf retten – mehr Infos hier.