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Doppelt Papa oder: von großem Glück und gewaltigem Unglück

Das Band war rot, vielleicht einen halben Meter lang und eigentlich dafür gedacht, Geschenke einzuwickeln. Für meine ältere, bald vierjährige Tochter war es in diesem Moment die wichtigste Sache der Welt. Sie hatte es morgens aus einer kleinen Kiste gefischt, in der wir Bastelsachen aufbewahren. Begeistert zog sie es nun hinter sich her, während wir in Richtung Kita gingen. Sie freute sich, wie es im Wind wehte und zeigte es jedem, dem wir begegneten. Dabei hatte sie so leuchtende Augen, dass mir ganz warm ums Herz wurde – und wahnsinnig schwer.

Wie viel Glück in so einen kleinen Menschen passt. Und wie zerbrechlich es ist.

Ich glaube, es ist normal, dass man als Papa seine Töchter vor allem Schlechten beschützen möchte (das gilt vermutlich auch für Söhne, aber die habe ich nun einmal nicht). Gleichzeitig erlebe ich jeden Tag tausend Momente, an denen mir klar wird, dass ich das nicht kann.

Auf dem Weg zur Arbeit malte ich mir aus, wie sie das Band verlieren würde oder wie ein anderes Kind es ihr wegnehmen könnte. Wie dieses riesige Glück, das ich gerade noch in ihren Augen gesehen hatte, mit einem Schlag verschwinden würde. Wie sie sich ärgern, vielleicht weinen würde. Denn wo große Freude ist, da ist die Fallhöhe natürlich hoch und das mögliche Unglück entsprechend gewaltig. Und ich wäre nicht da, um ihr zu helfen.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem älteren Kollegen. Ich würde schon sehen, sagte er, wie meine Kinder mich um den Finger wickeln würden. Als Beispiel brachte er irgendein Barbie-Auto, das er seiner Tochter einst gekauft hatte, obwohl er wusste, dass es pädagogisch sinnvoller gewesen wäre, es nicht zu kaufen. Kinder müssten schließlich lernen, damit umzugehen, etwas nicht zu bekommen. Heute weiß ich: vor allem muss ich lernen, auszuhalten, meinen Kindern etwas nicht zu geben. Oder eben nicht immer helfen zu können.

Glücklicherweise ist es ja auch so: selbst das gewaltige Unglück kann sich nur Momente später in Luft auflösen. Plötzlich ist etwas ganz anderes wichtig. Großes Glück, gewaltiges Unglück – so dicht beieinander.

In diesem Sinne, den gesammelten Papa-Content von Felix’ Welt gibt es hier!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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