Papawelten Zeitreisen

Doppelt Papa oder: 4 Dinge, die ich nicht mehr tue, seit ich Kinder habe

Und wann wird es wieder normal? Ich erinnere mich, dass ich mir ein paar Tage nach der Geburt meiner ersten Tochter diese Frage gestellt habe. Ja, so ein Säugling wirft einiges durcheinander. Aber das muss doch auch ein Ende haben, oder?

Heute schmunzele ich ob der Naivität dieser Frage. Wie hatte ich mir das denn vorgestellt? Das Kind war doch nun da und würde auch ein paar Jahre bleiben. Mindestens 18, so hatte mir der kürzlich erhaltene Kindergeldbescheid doch unmissverständlich klar gemacht. Natürlich würde es nicht wieder “normal” werden, sofern man mit “normal” den Zustand vor dem Vatersein meinte. Das ist man sein Leben lang und das geht auch nicht einfach wieder weg.

Was dann aber schon passierte war, dass sich eine gewisse Routine einstellte. Gewohnheit macht vieles einfacher. Ich habe mich zum Beispiel daran gewöhnt, meinen Alltag nach den Schaf-, Bade- und Aufstehzeiten meiner Kinder auszurichten. Das ist ganz selbstverständlich geworden. Gehe ich zum Sport, versuche ich, spätestens zur Schlafenszeit der Kinder wieder da zu sein. Ich habe schließlich noch eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen und tue dies sehr gerne.

Überhaupt frage ich mich, was ich früher eigentlich mit der ganzen Zeit gemacht habe. Am vergangenen Sonntag habe ich in Summe viereinhalb Stunden auch Spielplätzen verbracht. Was habe ich früher sonntags in diesen viereinhalb Stunden gemacht?

Gut, ein paar Dinge fallen mir schon ein, die ich nicht mehr tue, seit ich Kinder habe. Hier eine Auswahl:

1. Den Wecker stellen

Meine ältere Tochter ist keine Langschläferin. Spätestens um 6 Uhr ist sie wach. Ihr erster Weg: zu Papa. Dass der dann nicht mehr schlafen darf ist klar. Trotzdem kuschelt sie sich meistens noch für ein paar Minuten zu mir ins Bett. Das ist schön. Und mit Sicherheit endlich. Darum versuche ich, diese Zeit so gut es geht zu genießen.

2. Die Zeitung lesen

Korrekter müsste ich vielleicht sagen: die aktuelle Zeitung lesen. Für die vom Vortag, die ich inzwischen meist erst abends aus dem Briefkasten fische, reicht es manchmal. Ich könnte auch die neue Zeitung aus dem Briefkasten zwei Etagen tiefer holen, lasse es aber normalerweise. Ob ich überhaupt zum Lesen komme, ist ohnehin abhhängig davon, wie beschäftigt meine ältere Tochter morgens ist (die jüngere schläft tatsächlich gerne etwas länger). Vertieft sie sich ins Malen oder Legospielen, stehen die Chancen gut. Werde ich von Anfang an eingebunden und muss eine oder mehrere Sprechrollen in ihrem neuesten Spiel übernehmen, stehen sie schlecht.

3. Spontan ein Bier trinken gehen

Habe ich früher gerne gemacht. Ich sitze gerne in Kneipen oder Biergärten, unterhalte mich mit meiner Frau oder höre einfach nur den Menschen um mich herum zu. Mit zwei kleinen Kindern zuhause ist das fast unmöglich. Auch alleine ist es schwierig, denn sind beide Kinder im Bett, ist es normalerweise schon zu spät – siehe auch Punkt eins.

4. Kurzurlaub am Wochenende machen

Es gab Zeiten, da waren wir mindestens an einem, gerne auch an zwei Wochenenden im Monat auf Achse. Ein Wochenende in München, dann eines in Frankfurt, zu einer Hochzeit nach London – alles kein Problem. Heute wird schon die (vierstündige) Fahrt zu den Großeltern zum Abenteuer. Als vierköpfige Familie wirft man freitags zum Feierabend nicht schnell ein paar Sachen in eine Tasche und ist weg.

Schade. Aber auch schön. Was würde ich ohne meine Mäuse machen? Denn bei allen Veränderungen und allen “nicht mehr” (die ja auch alle zeitlich begrenzt sind, Kinder werden ja älter): Aufs Vatersein wollte ich auf keinen Fall verzichten.

In diesem Sinne, gute Elternreise!

PS: Alle Papa-Posts gesammelt gibt es hier.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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