Gedankenwelten

Wasser-Sex

Die alte, hässliche Frau ließ nicht locker. Zusammen mit ungefähr zehn oder zwölf anderen Gästen der Therme standen wir in dem kleinen Wasserrondell im Außenbecken, in dem in ein paar Minuten die Massagedüsen loslegen würden. An sich hatte ich einen guten Platz, ziemlich mittig, – und eben auf den hatte sie es abgesehen.

Anfangs schob sie nur ihren Arm an mir vorbei, um sich ebenfalls an der Haltestange am Beckenrand festzuhalten. Dabei machte sie sich nicht die Mühe, zumindest ein bisschen Abstand von mir zu halten. Lange reichte ihr das aber nicht. Sie wollte ganz an die Wand, egal, ob da nun noch Platz war oder nicht. Irgendwann hatte ich also nicht nur ihren Arm an meiner Schulter, sondern noch alle möglichen anderen Körperteilen an allen möglichen anderen Körperteilen.

Nach und nach kamen zudem weitere Badegäste in das kleine Rondell, was mir das Ausweichen nicht wirklich leichter machte. Und nicht nur mir. Ein kleiner, russisch sprechender Mann mit wenig Haaren und viel Bauch begann recht schnell, die Situation laut und in gebrochenem Deutsch zu analysieren. „Ist eng“, brüllte er, „eng und viele Leute in Wasser – ist wie Wasser-Sex“, freute er sich, „genau wie Wasser-Sex“.

Ich bin dann recht schnell wieder aus dem Rondell verschwunden. Aber das nur am Rande.

In diesem Sinne, frohes Planschen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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