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Warum man keine Sonnenuntergänge fotografieren sollte

Sonnenuntergänge zu fotografieren ist ja sowas von billig! Man muss sich keine Gedanken über das richtige Motiv machen, denn mit einem Sonnenuntergang im Hintergrund sieht sowieso alles irgendwie gut aus. Kreativ geht anders. Auch technisch gesehen sind Sonnenuntergänge nicht sonderlich anspruchsvoll. Blende auf, ein bisschen an der Belichtungskorrektur gedreht, fertig. Oder man nimmt gleich die Handy-Kamera. Wer Sonnenuntergänge fotografiert macht es sich ziemlich leicht.

Trotzdem juckt es mich jedes Mal in den Fingern, besonders am Meer. Das Foto oben habe ich vergangenes Jahr in Los Angeles am Torrance Beach gemacht. Der war nur ein paar Meter von unserem Motel entfernt, so dass der abendliche Spaziergang zum Strand ohnehin Pflicht war. Verbunden mit der Frage: Wieso wohne ich eigentlich nicht am Meer?

Das Gemeine an Sonnenuntergängen ist, dass es danach zwangsläufig a) dunkel und b) meist auch kalt wird. Das gilt auch für Los Angeles. Andererseits gibt es abends im Dunkeln kein besseres Geräusch als das Rauschen von Wellen, die sich an einem Strand brechen.

Ich war immer schon ein Wasser-Mensch. Von meinen Eltern immer wieder gerne erzählt wird die Geschichte, wie ich als kleiner Junge mit meinem Opa im Schwimmbad war und der kaum hinterher kam, jeweils zu der Stelle zu schwimmen, an der ich als nächstes ins Becken sprang. Ich konnte nämlich noch nicht schwimmen. Am Springen hat mich das aber nicht gehindert.

Sonnenuntergänge sind nicht nur billig, sie sind auch ziemlich kitschig. So ziemlich jeder hat irgendeine schöne Sonnenuntergang-Erinnerung. Und wenn man keine hat, kann man sich immer vorstellen, dass es schön wäre, jetzt hier an dieser Stelle zu sitzen. Darum gehören Sonnenuntergänge auch zu den Standard-Postkartenmotiven.

Auch in Möbelhäusern gibt es ziemlich viele Sonnenuntergänge. Keine Wandbilder-Auswahl ohne Sonnenuntergang-Motiv. Wobei mir die besonders gegen den Strich gehen. Wenn ich mir schon einen Sonnenuntergang an die Wand hängen muss, dann doch wenigstens einen, den ich selbst erlebt und selbst fotografiert habe.

In diesem Sinne, einmal Meer bitte!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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