Zwei Tagen – so lange bin ich nicht online gewesen. Ich habe weder meine Emails abgeholt noch habe ich mich bei Facebook und Co eingloggt, um Nachrichten von “Freunden” zu lesen. Zwei Tage, das ist nach online-Maßstäben eine ziemliche lange Zeit. Zumindest wenn man nach meinem Posteingang geht. Dort stapeln sich nämlich im beinahe buchstäblichen Sinn die Nachrichten. Das Beunruhigende daran: es wundert mich nicht einmal!
Früher war das anders. Zwar war schon der Familien-C64 “online”, auch wenn das damals nicht Internet, sondern “BTX” hieß, der diente aber vor allem den Bankgeschäften meines Vaters. Auch später, als aus BTX das heutige T-Online geworden war und der C64 gegen einen PC eingetauscht wurde, war das Email-Schreiben alles andere als selbstverständlich. Das änderte sich erst nach und nach, als ich auf eigene Faust zu AOL wechselte und damit eine freundliche Stimme und die Worte “Sie haben Post” Einzug in mein Leben hielt.
Mittlerweile bin ich nicht mehr bei AOL. Keine Frauenstimme, sondern ein kleines Fenster am Bildschirmrand erinnert mich an neue Nachrichten in meinem Posteingang. Es wundert mich nicht einmal, dass beim Nachhausekommen nach der Arbeit, aber auch nach dem Bier mit Freunden eben noch meine Mails checke und selbst im Urlaub fast täglich mein elektronisches Postfach prüfe.
Ist es die Angst, etwas zu verpassen? Neugierde, weil fast immer irgendwas auf mich wartet, sei es auch noch so banal? Und wieso ist es trotzdem so herrlich entspannend, mal zwei Tage einfach mal unerreichbar zu sein, zumindest auf dem elektronischem Postweg?
Ausgerechnet die amerikanische Chipfirma Intel hat nun den Email-freien Freitag eingeführt. Zumindest alle internen Mails sind an diesem Tag tabu. Die Firmenführung rudert damit bewusst gegen den Strom. Die Mitarbeiter sollen wieder mehr direkt miteinander kommunizieren statt wegen jeder Kleinigkeit eine Email zu schreiben.
Keine schlechte Idee eigentlich. Vielleicht sollte ich das auch mal ausprobieren?
In diesem Sinne, ruhig auch mal unerreichbar bleiben!