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Unbekannt verzogen

Ich kenne nicht den Titel und weiß auch keinen Bandnamen. Das erste Mal habe ich das Lied gleich nach meiner Ankunft in Buenos Aires in einem Restaurant gehört. Es muss damals so etwas wie ein Hit gewesen sein, denn die Radiostationen dudelten den Titel rauf und runter. Vermutlich habe ich mir deshalb nie die Mühe gemacht, nach einem Namen zu fragen.

Der Song war in ganz Argentinien so selbstverständlich präsent und wurde für mich schnell zu meiner persönlichen Hymne auf Südamerika: Noch auf der Busfahrt nach Chile lief der Titel im Radio: ein gitarrendominierter Hintergrund, spanischer Gesang und ein eingängiger Refrain.

In der chilenischen Hauptstadt Santiago angekommen, war das Lied plötzlich verschwunden. Weder im Radio noch in den Restaurants und Bars lief mein Song. Erst nach und nach fing ich an mich zu wundern. Das Lied war doch meine ganz persönliche Südamerika-Hymne – wie konnte es da nur in Argentinien, nicht aber in Chile ein Hit sein? 

Zurück in Deutschland habe ich irgendwann angefangen, im Internet alte argentinischen Charts zu durchforsten. Ich habe in hunderte Lieder reingehört und vergeblich auf das Aha-Erlebnis gehofft. Der vermeintliche Hit blieb unauffindbar, wie vom Erdboden verschluckt. So allgegenwärtig er auch in Argentinien gewesen war, nun wurde er zum raren Gut, dass sich offenbar besser verstecken konnte als ich zu Suchen in der Lage war. 

Irgendwann war ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich das Lied vielleicht längst wieder gefunden aber nicht erkannt hatte. Die anfangs so präsente Melodie des Refrains war nach und nach aus meinem Kopf ins Vergessen gerutscht. Zwar war ich weiter zuversichtlich, den Song zu erkennen, wenn ich ihn hören würde, sicher war ich da aber nicht.

Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass meine Südamerika-Hymne vielleicht für immer verschollen bleiben wird. Es ist komisch, wie etwas erst so selbstverständlich sein und dann trotzdem von heute auf morgen einfach verschwinden kann.

In diesem Sinne, sachdienliche Hinweise zum Aufenthaltsort meines Liedes nehme ich gerne entgegen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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