Reisewelten

Trolleyalarm

Vermutlich werde ich heute Nacht von Rollkoffern träumen und es werden Albträume sein. Von wild umher rasenden Mini-Trolleys, die mir über die Füße rollen, und bösartigen Riesen-Trolleys, die mich verschlingen wollen.
Wieso ich das denke? Naja, ich bin heute ICE gefahren.

An sich ist es ja eine gute Idee: man schraubt ein paar Rollen an sein Gepäck, und schon muss man sich keinen Bruch mehr heben, wenn man seine Handtasche respektive Schminkköfferchen von A (eine Zugseite) nach B (Mitte des Zuges) befördern möchte. Oder wenn man seinen Hausstand, praktisch verpackt in einen kleinwagengroßen Koffer, via Deutscher Bahn von Hagen nach Bielefeld und wieder zurück transportieren möchte, warum auch immer.

Der Nachteil: seit jedes auch noch so kleine oder unhandliche Gepäckstück Rollen hat, scheinen die Menschen das Tragen zu verlernen. Gepäckstücke werden heute eben gezogen – ohne Rücksicht auf Verluste, im Weg stehende andere Rucksäcke oder Gliedmaßen.

Dabei scheint es vor allem zwei Reihen von Trolleys zu geben: diejenigen, die ohne Rollen höchstens via Tieflader bewegt werden können und solche, die ohne Rollen höchstens noch die Hälfte ihres Gewichts hätten.

Beide mögen für den Ziehenden praktisch sein, sind aber eindeutig eine Gefahr für alle anderen Mitmenschen, die sich nicht ein gleichwertiges Rollgerät zur Verteidigung von Leib und Leben zugelegt haben. Denn: wer solch einen Trolley hinter sich her zieht, egal ob besagten Kleinwagen in Kofferform oder den Schminkkasten, muss sich beim Kauf anscheinend dazu verpflichten, beim Ziehen niemals, aber wirklich niemals zurück zu gucken.

Ich weiß nicht, wie viele Rollen mir heute über den Fuß gerollert sind und wie viele Nahtverstärkungen ich brutal gegen das Knie bekommen habe (schon weil manchen Trolleybesitzern einmal oder auch zwei- oder dreimal eben nicht reicht), fest steht:
Trolleys sind doof! Ich jedenfalls bleibe meinem Rucksack treu.

In diesem Sinne, frohes Ziehen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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