Gedankenwelten

Smalltalk

Eigentlich gibt es nur zwei Arten von Parties: solche, wo man jeden kennt und solche, wo das nicht so ist. Ich ziehe erstere vor. Ich mag es, wenn man bei einer Feier die Chance hat, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die man nicht oder nur flüchtig kennt. Das unterscheidet die Party dann vom gewöhnlichen was-trinken-Gehen mit Freunden. Zudem ist es wahrscheinlich, dass die Freunde des Freundes oder der Freundin, die Feiern, zumindest halbwegs auf derselben Wellenlänge liegen wie man selbst.

Der Anfang einer solchen Party, wo eben nicht alle auch gleich alle kennen, ist gewöhnlich der Smalltalk. Man sondiert, sucht Sympathien und potenziellen Gesprächsthemen. Dumme Fragen sind erlaubt, so lange man es nicht übertreibt, selbst der Klassiker (Woher kennst Du denn xy?) ist akzeptabel. Man spricht über das Wetter und die Standardthemen der jeweiligen Lebenssituation, kommt es hart auf hart lässt sich jedes Gespräch mit einem Gang zur Bar oder zur Toilette abwürgen, denn keiner zwingt einen, sich anschließend zum selben Grüppchen zurück zu gesellen.

Schön ist es, wenn sich aus dem seichten Blabla im Laufe des Abends ein ernsthaftes Gespräch entwickelt. Oder wenn zumindest so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl für den jeweiligen Abend entwickelt: man kennt sich kaum, aber zumindest für den Moment reicht es und man wird zusammen feiern und Spaß haben.

Leider klappt das nicht immer. Generell halte ich mich für einen guten Small-Talker. Dazu haben nicht zuletzt die unzähligen Hostelaufenthalte (als Gast und als Nachtportier) beigetragen. Trotzdem funktioniert es manchmal einfach nicht. Ich habe keine Ahnung, ob es an mir liegt oder ob die Chemie in solchen Augenblicken vielleicht einfach insgesamt nicht stimmt. Möglicherweise stelle ich mich manchmal auch einfach blöd an. Helfen tut in solchen Momenten wohl am ehesten die Flucht nach vorn: das freundliche Verabschieden.

Es gibt zwei Arten von Smalltalk-Parties: manche entwickeln sich wie von selbst zum kollektiven Feiererlebnis, manche nicht. Je nach Perspektive finden beide meist sogar zur gleichen Zeit statt, nur kann man eben nur auf einer Feier zu gleich tanzen.

In diesem Sinne, frohes Feiern noch, so oder so!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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