Meine frühere Chefin ist schuld, dass ich jetzt das Bedürfnis habe, salzigen Staub zu schmecken. “The Rum Diary” von Hunter S. Thompson heißt das Buch, das sie mir zum Abschied geschenkt hat. “Für einen Vollblutjournalisten” hat sie als Widmung hinein geschrieben. Vielleicht hätte ich besser nicht angefangen, es zu lesen.
Protagonist ist Thompsons Alter Ego, der 30-jährige Journalist Paul Kemp. Spontan fliegt er auf einen Anruf hin von New York nach Puerto Rico, um die chaotische Redaktion der englischsprachigen Zeitung vor Ort, der Daily News, zu verstärken.
Scheinbar mühelos fügt er sich in den rumgetränkten Redaktionswahnsinn. So ganz kann er aber dabei nicht der Frage entkommen, ob die Vernunft mit zunehmenden Alter nicht immer mehr Erfolg damit hat, die Abenteuerlust zu überholen. Sogar der Wunsch nach Sesshaftigkeit klingt an und konkurriert plötzlich mit der Freiheit, jederzeit weiterziehen zu können.
Zugleich wird nämlich eben dieses Nomaden-Gefühl, das die-Fremde-Leben und jederzeit-aufbrechen-Können so plastisch beschrieben, dass ich gar nicht anders kann, als unendliches Fernweh zu bekommen. Ich sehne mich danach, wieder unterwegs zu sein, zu schwitzen und in alten Bussen über unasphaltierte Pisten zu brettern.
Genau das war offenbar geplant. Ich habe mich nämlich heute genau deswegen per SMS bei meiner Ex-Chefin beschwert. Das war ihre Antwort:
In diesem Sinne, ich bin dann mal weg!
jaja, solche bücher können es insich haben. und das unterwegs-sein ist eine krankheit, eine chronische noch dazu. viel spaß beim rucksack packen!
Gefährlich, gefährlich, diese Bücher… nur gut, dass mich solche Anrufe nicht erreichen. Oder?
(P.S. In Südamerika ist jetzt Sommer *seufz*)