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Schlafzimmeralltag

2016-02-11-Frankfurt

I. hat sich inzwischen daran gewöhnt. Nachdem wir eingecheckt sind und unser Zimmer bezogen haben, ziehe ich die Kamera oder das Handy aus der Tasche und mache schnell ein Foto vom Zimmer und meist auch noch eins vom Bad.

Das tue ich nicht, weil wir immer in so unglaublich ungewöhnlichen oder extravagenten Zimmern logieren. Im Gegenteil: Gerade weil es meist ziemlich normale Hotelzimmer sind, fotografiere ich sie. Ich bin nämlich der Meinung, dass wir uns beim Sammeln von Erinnerungen viel zu sehr auf das Besondere stürzen. Dabei vernachlässigen wir das Alltägliche.

Es gibt keinen Weg, den ich in drei Jahren Berlin so oft gemacht habe wie den, von meiner Wohnung im dritten Stock des Seitenflügels durch das Treppenhaus und den Hof und dann durch das Vorderhaus auf die Straße zur Bahn. Trotzdem kann ich mich an eben diesen Weg kaum noch erinnern. Fotos habe ich damals keine gemacht. Heute finde ich das schade, denn letztlich steht dieser Weg doch mehr für “mein” Berlin als zum Beispiel das Brandenburger Tor, was ich mehrfach fotografiert habe.

Ich weiß nicht mehr genau, wann mir das klar geworden ist. Allerdings versuche ich seitdem bewusst, neben dem Besonderen auch immer das festzuhalten, was erstmal nicht besonders, sondern alltäglich ist. Ich habe alle Wohnungen fotografiert, in denen ich in den vergangenen zehn Jahren gewohnt habe, und auch fast alle Hotelzimmer.

Ich habe versucht, mich auf Reisen nicht nur auf Sehenswürdigkeiten zu konzentrieren, sondern auch den Weg dorthin festzuhalten. Immer wieder stelle ich fest, dass ein bestimmtes Café oder eine Straßenkreuzung einen Urlaub stärker repräsentieren kann als alles, was ohnehin schon in tausend Reiseführern steht.

In diesem Sinne, schöne Ferien!

PS: Das Foto wurde übrigens in einem Hotel in Frankfurt aufgenommen.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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