Desillussionierend Fremde Federn Karriere

Karriereschwanger

Ohne Weltreise keinen Job. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber so hat es mir eine junge Ex-Offizierin aus Israel einmal erklärt. Weil der Wehrdienst dort nicht nur für Frauen und Männer gleichermaßen verpflichtend ist, sondern auch noch überdurchschnittlich lange dauert (Männer: drei Jahre, Frauen: zwei Jahre), sei die längere Reise danach praktisch selbstverständlich. Dabei werde die nicht nur das während der Dienstzeit angesparte Geld auf den Kopf gehauen, sondern vor allem die wiedergewonnene Freiheit gefeiert.

Diese mehrmonatige Auszeit sei nicht nur normal, so besagte Israelin, sie würde von zukünftigen Arbeitgebern sogar erwartet. Wer nicht gereist ist, wird dies früher oder später noch tun wollen, so das Kalkül – darum überlege sich ein Arbeitgeber auch zwei Mal, ob er so jemanden überhaupt einstelle. Wer arbeiten und karrieremachen will, muss also erst einmal das gefühlte Gegenteil davon tun.

Noch komplizierter ist es in Russland. Das sagt jedenfalls meine Freundin I.: “Ein Mann ohne Kinder gilt hier nur als ein halber Mann.” Frau und Kinder seien nicht selten notwendige Bedingung, wenn ein Mann in Russland eine Führungsposition bekleiden wolle. Das Kalkül der potenziellen Chefs sei ganz simpel: “Wer neun Monate lang eine schwangere Frau ausgehalten hat, der ist auch für größere Führungsaufgaben gerüstet.”

In diesem Sinne, gute Reise!

PS: Alle Thesen ohne Gewähr.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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