Mitmenschen Nachbar(n)träume

Hör mal wer da hämmert

Mein Nachbar renoviert. Seit Wochen. Seit er eingezogen ist, eigentlich. Er tut das nicht täglich, aber schon recht regelmäßig und mittlerweile so lange, dass ich mich frage, in welchem Zustand die Wohnung gewesen sein muss, als er sie übernommen hat.

Ich weiß, dass dort vorher eine Familie mit mindestens zwei, vielleicht auch drei Kindern gewohnt hat (durch die Wand klingen ja alle Kinderstimmen gleich, außer vielleicht es sind die eigenen Kinder, aber das kann ich noch nicht beurteilen). Als die schließlich ausgezogen sind, war ich schon ein wenig erleichtert. Endlich kein Kindergekreische mehr und auch das regelmäßige Streiten der Eltern konnte gerade im Sommer ganz schön nerven, wenn sowohl ich als auch die ihr Fenster auf hatten und ich quasi live dabei war.

Mein neuer Nachbar streitet nicht, jedenfalls nicht, dass ich es bis jetzt mitbekommen hätte. Er hat auch keine Kinder, zumindest keine, die ebenfalls dort wohnen. Mein neuer Nachbar hat einen Hammer. Und den benutzt er. Seit kurz nach sieben heute morgen. Anfangs klang es so, als hätte er einen Schrank zusammen gebaut und würde nun die Pressholzrückwand festnageln: ein fester und dann eine schnelle Folge kurzer, leichterer Schläge, die am Ende wieder fester werden.

Allerdings liegen so einem normalen Schrank höchstens 20 oder 30 Nägel bei und in einer normalen Wohnung stehen doch keine 50 Schränke, oder? Außerdem bewegen sich die Hammerschläge. Waren sie anfangs noch direkt an der Wand (unsere Wohnungen liegen nebeneinander, meine im Seitenflügel, seine im Vorderhaus), sind sie mittlerweile irgendwo in ein Hinterzimmer gewandert. Auch der Rythmus hat sich verändert.

Vielleicht verlegt er nun Boden? Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich mal fragen, ob ich helfen kann? Damit es schneller geht, meine ich. Ich könnte dazu auch gleich meine Nachbarin von oben mitnehmen. Die ist gerade nach Hause gekommen und hat zwar keinen Hammer, ist dafür aber eine sehr ambitionierte Sängerin …

In diesem Sinne, frohes Klopfen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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