Frauen Gedankenwelten

Falsche Erwartungen

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt – dieser Spruch ist nicht nur altlug, sondern auch wahr. Erst kürzlich hat mir eine gute Freundin von einer Bekannten erzählt, die sich selber großzügig Sex vor der Ehe gestattet hat. Offenbar geprägt vom US-Fernsehen hatte sie sich aber vorgenommen, bis zur Hochzeit höchstens mit zwanzig verschiedenen Männern zu schlafen. 

Diese Grenze ist nun erreicht –  und sie dabei, ihre Ex-Freunde durchzutelefonieren. Sie hatte einfach nicht erwartet, dass sie Nummer Zwanzig erreichen und noch immer ledig sein würde.
Doch nicht nur bei solch lebensbestimmenden Entscheidungen wie der Zahl der erlaubten Sexualpartner kann man böse daneben liegen, wenn man von falsch prognostiziert. Oft sind es gerade die kleinen Dinge, die einem ein Höchstmaß an hellseherischen Fähigkeiten abverlangen: gehe ich auf die Party von xy, oder mache ich endlich den lange geplanten ruhigen Abend zu Hause? Fülle ich den Kühlschrank mit Zeugs vom Spätkauf nebenan, oder gehe ich doch noch zum schnell zum Supermarkt?
Das Problem bei diese Entscheidungen ist, dass sie für sich genommen zwar weder dramatisch noch großartig weitreichend sind, ihnen aber immer ein gewisses lebensveränderndes Potenzial innewohnt. 
Gemeinerweise erschließt sich das nicht immer sofort.
Ja, im Gegenteil, oft ist dieses Potenzial sogar gut versteckt. Man kann weiß schließlich nicht, dass man ausgerechnet im Supermarkt die Mutter seiner zukünftigen Kinder kennenlernen wird (man greift aus Versehen zur gleichen Packung Nudeln und kommt irgendwie ins Gespräch). Im Spätkauf dagegen sind Nudeln ausverkauft und man bleibt einfach nur hungrig. 
Auch ahnt man natürlich nicht, dass die Party bei xy todlangweilig wird, der Abend zu Hause dagegen in Australien endet (man sieht diese Reportage im WDR und stellt fest, dass Auswandern eigentlich genau das Richtige ist – so nimmt das Schicksal seinen Lauf). 
Zugegeben, das ist nun etwas weit hergeholt. Trotzdem kann ich mich nicht ganz von dieser Idee der entscheidenden Momente freisprechen. Manchmal glaube ich wirklich, dass es hin und wieder Kleinigkeiten sind, dumme Zufälle oder banale Entscheidungen eben, die einen in die eine oder andere Richtung driften lassen (siehe allerdings auch: Die Gummibandtheorie). Verwirrend, wenn man länger darüber nachdenkt, oder? 
Eines weiß ich jedenfalls genau: mit wie vielen Frauen ich vor der Ehe schlafe werde ich nicht im Vorfeld festlegen! 
In diesem Sinne, nicht alle Entscheidungen auf einmal essen!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Hallo Felix,

    und Fernsehen kann tatsächlich das Auswandern beeinflussen: Ich habe kurz vor Studienbeginn eine Reportage eines Sozialarbeiters aus Neukölln gesehen. Seine Klienten waren hauptsächlich Türken und somit nahm mein Schicksal seinen Lauf…!
    Viele Grüße!

    PS: Sex VOR der Ehe? Dazu folgendes: Meine Nachbarin hier im Wohnheim fragte mich, welche Verhütungsmittel ich ihr NACH der Hochzeit empfehlen würde. Meine Mitbewohnerin konnterte mit: Wie viele Kinder willst du denn? Ich: Wie jetzt? Sie: Na, sonst würde ich sterilisieren empfehlen :-)!

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