Tresenweisheiten Zeitreisen

Ein Löffel Weisheit

2009-09-29-musikMeine erste CD war eine Schallplatte. Ich habe sie zu meinem zehnten Geburtstag bekommen und darauf zu hören war David Hasselhoff, den ich damals schon wegen Knight Rider besonders großartig fand. Wie schön, dass er nun auch noch als Sänger auftrat. Dass ich „Looking for Freedom“ irgendwann mal albern finden würde, konnte ich mir nicht vorstellen.

„Looking for Freedom“ war noch kein Thema, als Guns ‚N‘ Roses das erste Mal im Whiskey A Go Go auftraten und wenig später mit Songs wie „Sweet Child O’Mine“ und „Paradise City“ über L.A: hinaus auf sich aufmerksam machten. Ich entdeckte die Band kurz nach dem Einsetzen der Pubertät, und die Paradiesstadt von Axl, Slash und Co wurde zu meiner persönlichen Hymne – freilich nachdem ich mich von „Use your Illusion I+II“ rückwärts bis „Appetite für Destruction“ gehört hatte. Songs wie „Rocket Queen“ oder „Thinkin‘ about you“ schienen mir zu genial, um Blödsinn zu sein.

Später bevölkerten dann Wizo, Die Toten Hosen und diverse andere Bands mit Lederjacken und zerrissenen Jeans meinen Walkman (der nicht wirklich so hieß, weil er nicht vom Namensrechte-Inhaber Sony gebaut worden war). Campino und Co sangen von Revolution und einem Leben am Rande der Gesellschaft, das gefiel mir irgendwie. Komisch eigentlich, obwohl ich „Looking for Freedom“ längst lächerlich fand, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es mir mit manchem Hosen-Lied einmal genau so gehen könnte. Endlich, so dachte ich, hatte ich mir die Weisheit mit Löffeln ins Ohr geschaufelt.

Was soll ich sagen – wieder lag ich falsch, zumindest aus heutige Sicht. Immer wieder dieser Gedanke, endlich der Weisheit letzen Schluss erreich zu haben, und immer wieder wurde ich eines besseren belehrt. Das gilt für meinen Musikgeschmack, doch vermutlich auch für alles andere. Aber wer weiß schon, was ich morgen denke.

In diesem Sinne, Gruß an die Zukunft!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

1 Kommentar Neues Kommentar hinzufügen

  1. Sehr treffend! Kenne ich auch so oder so ähnlich – mit weniger Hasselhoff aber viel Guns’n’Roses. Meiner fünf Jahre mehr als Du (oder so)-Erfahrung nach, legt man sich um die 30 dann doch irgendwie fest. Bis dahin hat man alles Lächerliche aussortiert und nimmt höchstens noch ein paar neue Bands auf mit den Jahren, müllt aber eher keine mehr aus. Hängen ja auch so viele Erinnerungen dran (nicht die, an die man nicht erinnert werden will ;)).

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