Papawelten

Doppelt Papa oder: Wieso geht das plötzlich alles so schnell?

Ich kenne das grüne Jäckchen. Das hat meine erstgeborene Tochter getragen, als sie ein Jahr alt war, vielleicht auch einen Tick älter. Auch damals überzog die Wiese draußen ein feiner, weißer Hauch. Genau wie jetzt. Wie kann es sein, dass meine zweite Tochter, gerade mal zehn Monate alt, schon nicht mehr in das Jäckchen reinpasst?

Mit dem zweiten Kind ist alles anders. Dieser Satz stimmt auf so vielen Ebenen. Was mich in den vergangenen zehn Monaten am meisten überrascht hat, ist aber nicht, wie sehr ein zweites Kind das Familienleben noch einmal auf den Kopf stellen kann. Damit habe ich zumindest unterbewusst gerechnet. Auch nicht wirklich unerwartet kam, wie schnell dieses winzige Wesen gewachsen ist und weiter wächst. Ständig müssen wir aufpassen, dass sie sich nicht den Kopf an der Tischkante stößt, unter den sie am liebsten krabbelt, bevor sie sich am nächstbesten Stuhl in den Stand zieht. Nein, spätestens mit Kind Nummer eins war das bekannt.

Wirklich verwundert hat mich, wie nebenbei das für mich alles abläuft, wie fließend die Übergänge sind.

Bei meiner ersten Tochter habe ich hier auf dem Blog noch mindestens monatlich von all den Dingen geschwärmt, die dieser kleine Mensch nun kann und dazu gelernt hat. Alles war neu und ein Stück weit unerwartet. Das erste Drehen vom Rücken auf den Bauch, die ersten “Mama”- und später “Baba”-Laute, das erste Krabbeln oder das Hochziehen an Tischen und Stühlen. Meine zweite Tochter hat all diese Meilensteine ebenfalls absolviert und wurde dafür gefeiert. Trotzdem war etwas anders.

Vielleicht kann man es am ehesten mit einem Weg vergleichen, den man zum zweiten Mal geht. Natürlich war der Weg schon beim ersten Mal nicht gänzlich unbekannt. Man hatte ihn sich auf der Karte angeschaut, hatte mit anderen Leuten darüber gesprochen, die den Weg schon gegangen waren. Grob wusste man also, was auf einen zukommen würde. Trotzdem ist es jetzt, beim zweiten Mal, anders. Der Weg ist nicht weniger schön und aufregend, aber er kommt einem viel kürzer vor. Man muss weniger nachdenken, welcher Schritt als nächstes kommt und man weiß, dass der Weg zum richtigen Ziel führt.

So ähnlich fühlt es sich mit meiner zweiten Tochter an. Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass sich beide Kinder sehr ähnlich entwickeln. Die oben genannten Schritte – von den ersten Drehungen bis zu den ersten unsicheren und noch vom Sofa gestützten Schritten – kamen etwa zum gleichen Zeitpunkt. Selbst bei den Zähnen sind sich beide Mädels einig, dass zwei Zähne eigentlich für ziemlich lange Zeit völlig ausreichend sind. Nur beim Thema Haare schlägt die zweite Tochter aus der Art. Sie hat nämlich welche.

Auch ein Punkt ist natürlich, dass ich weniger Zeit habe. Das schmerzt manchmal ein bisschen. Meine erste Tochter hatte mich lange exklusiv und mit meiner ganzen Aufmerksamkeit. Die muss ich jetzt teilen. Schließlich ist der Weg bei der Erstgeborenen noch lange nicht zu Ende. Auch sie überrascht mich praktisch täglich mit irgendwas, das sie gestern noch nicht konnte.

Wohin guckt man, wenn es in zwei Himmelsrichtungen ein Feuerwerk gibt?

Bald bin ich seit drei Jahren Papa, seit einem Jahr doppelt, und noch immer habe ich keine befriedigende Antwort auf diese Frage. Aber einen Vorsatz: beide Töchter sollen den bestmöglichen Papa bekommen, den ich liefern kann. Eigentlich ganz einfach, oder?

In diesem Sinne, Tipps und Hinweise gerne an mich! Die gesammelten Papa-Welten findet Ihr übrigens hier.

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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