Ich behaupte: Journalisten sind eitel. Und ich nehme mich da nicht mal aus. Vor einiger Zeit, im Rahmen eines Studi-Jobs bei einer Kommunikationsagentur, habe ich mal einen längeren Artikel als Auftragsarbeit für jemand anderen geschrieben. Zwar war mir klar, dass der Artikel nicht unter meinem Namen veröffentlicht werden würde, als ich dann aber das gedruckte Heft in der Hand hielt und einen fremden Namen über meinem Artikel gesehen habe, war das schon ein fieser Stich ins Ego.
In meinem letzten Posting habe ich etwas zum Thema Karriere geschrieben. Es stimmt, ich halte Karriere für zweitrangig. Trotzdem kann ich mich nicht ganz von dem Streben danach freisprechen. Entschuldigend kann ich da nicht mal mein Motiv anführen: Eitelkeit. Ich will gelesen werden. Ich möchte, dass Leute meine Fotos angucken und meine Artikel auch und nicht zuletzt lesen, weil sie von mir sind. Und das funktioniert eben nur, wenn man sich einen gewissen Namen, eben Karriere gemacht hat.
Ich weiß noch, wie unglaublich stolz ich war, als ich ausgewählt wurde, für die damals noch existierende Zeitschrift “Luftwaffe” (wo ich meinen Wehrdienst abgeleistet hab) kurz nach Kriegsende für zwei Reportagen in den Kosovo zu fliegen. Ja, ich bin mir unglaublich wichtig vorgekommen.
Dieses Wichtig-Fühlen wurde aber recht schnell von einem anderen Gefühl verdrängt: dem Wunsch mitzuteilen, was ich sehe. Schließlich war ich vor Ort, konnte mit eigenen Augen sehen, was den meisten Menschen vorenthalten blieb. Konnte von den Kindern zu erzählen, die den Soldaten fröhlich zugewunken haben, aber auch von den serbisch-stämmigen Kosovaren, die uns mit Steinen beworfen haben. Von den unzähligen Minenwarnschildern, die das Landschaftsbild prägten oder dem Kleinwagen, der in einem Affenzahn auf einen Militärstützpunkt zuraste, den Kofferraum aufriss und daraus wie selbstverständlich aktuelle CDs, natürlich allesamt selbst gebrannt, hervor zog und an die Soldaten verkaufte. (Gut, heute würde man eine Bombe in dem Auto vermuten, zu der Zeit war der 11. September aber noch fast zwei Jahre entfernt.)
Plötzlich trat also das Ich zurück, und dem Erlebten gehörte die Bühne.
War dies aber Ende der Eitelkeit?
Sicher nicht! Eigentlich war es nun nur um so wichtiger, dass ich es war, der das alles aufschreiben durfte.
In diesem Sinne, frohes Ego-kraulen!
Hi Felix,
Wenn Du noch ein bisschen mehr gelesen werden willst, kann ich Dir die http://www.neon.de platform empfehlen. Für Schreiber und solche, die sich dafür halten (ich zähle Dich selbstverständlich zu den Ersteren!;)). Ist auch gar nicht schlecht, weil man dort feedback von einer ziemlich breit getreuten Leserschaft bekommt.
Lieber Gruß aus Baires:-*