Gedankenwelten

Das Dating ABC

Der Abschied ist wichtig. Ob man nun essen war, im Kino oder nur was trinken. Alles ist letztlich nur das Vorspiel für diesen einen Moment: Kuss oder nicht Kuss, das ist hier die Frage.

Verabredungen in Amerika funktionieren anders als hier. Das weiß jeder, der auch nur hin und wieder amerikanische Spielfilme oder SitComs guckt. Das fängt schon damit an, dass der Zuschauer oft nur das Ende des Dates mitbekommt: die Verabschiedung vor der Wohnung oder dem Haus der Frau (selten des Mannes), hier entscheidet sich, wie erfolgreich das Date letztlich gewesen ist.

“Amerikaner im Allgemeinen und New Yorker im Speziellen sehen zwar ungefähr so aus wie wir, sind aber völlig anders”, heißt es passend dazu im heutigen Tagesspiegel. “Das zeigt sich nirgends deutlicher als beim Paarungsverhalten.”
Tatsächlich präsentiert der Autor / die Autorin dann auch eine ganze Reihe von Regeln und Gepflogenheiten, die zusammengefügt einen ziemlich detaillierten Leitfaden zur Partnersuche in der Stadt der Städte ergeben.

“Beim ersten Date ist maximale Ungezwungenheit zu simulieren”, heißt es etwa am Anfang. Oder konkreter: “Das erste Date hat in einer Bar stattzufinden, und zwar zwischen Montag und Donnerstag. Ein Wochenend-Date ist tabu, weil es bereits ein Zeichen gesteigerter Wertschätzung darstellt und erst verdient werden muss.” Sex sei, so wird erklärt, zwischen dem dritten und fünften Date zum ersten Mal erlaubt. Später geht es dann noch um so Feinheiten wie den “Booty Call”, etc. – was jedoch geflissentlich verschwiegen wird, das sind die Regeln fürs Daten in unseren Gefilden.

Obwohl: Gibt es die denn überhaupt?
Gibt es überhaupt das Daten im US-amerikanischen Sinne?

Manchmal fände ich es ganz angenehm, in dieser Hinsicht halbwegs klare Fronten zu haben. Meist gerate ich statt dessen in Zwischenwelten, deren wahrer Charakter sich nur schwer greifen lässt. Treffen, von denen ich mir etwas erhoffe, die dann aber nach wochenlangem Kopfkino doch geradewegs in die friend zone münden; Verabredungen, die harmlos anfangen und am Ende plötzlich irgendwo zwischen Katastrophe und One-Night-Stand enden oder vermeintliche Bilderbuchdates, die so aalglatt sind, dass sie auch wieder keinen Spaß machen. Mit ein paar klaren Regeln wüsste man wenigstens woran man ist.

Andererseits: will man das immer so genau wissen?

In diesem Sinne, frohes Verabreden!

Journalist und Geschäftsführer eines Nachrichtenportals, Indiana Jones, Papa von zwei Töchtern, schreibt hier privat. Mag Hotelbetten, Ernest Hemingway, Berlin, Erich Kästner, Wuppertal, Schreiben mit Füller, schöne Kneipen, dicke Bücher, Fotografieren, scharfes Essen und kaltes Bier.

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